Hunderte bei rechten Demonstrationen anlässlich der Bombardierung von Dresden

Blockade Marienbrücke

Dass die Zeit der großen rechten Mobilisierungen inzwischen Geschichte ist, hatte sich schon im Vorfeld des diesjährigen 13. Februars angedeutet. Während auf die Nazidemonstration in Magdeburg im Januar ganz und der Aufmarsch in Weimar zugunsten der Demonstration in Gedenken an die Bombardierung von Dresden sogar abgesagt worden war, beteiligten sich am Samstag in Dresden mindestens 750 Nazis an zwei rechten Demonstrationen.

 

Anders als noch in der Vergangenheit, blieb der Tag, abgesehen von einigen Sitzblockaden, ruhig (1 | 2). Auch die Polizei, welche am 11. Februar mit 1.300 Beamtinnen und Beamten aus sieben Bundesländern im Einsatz war, sprach im Nachgang von einem „friedlichen und störungsfreien“ Verlauf.

 

Bereits um 14 Uhr hatte sich am Zwingerteich ein illustres vor allem älteres und PEGIDA-nahes Klientel zur einer durch den verurteilten Holocaust-Leugner Gerhard Ittner angemeldeten Demonstration eingefunden. Nachdem der ursprüngliche Plan, auf die andere Elbseite und von dort durch die Neustadt zu ziehen, an einer Sitzblockade auf der Marienbrücke gescheitert war, ging es für die etwa 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Devrientstraße wieder zum Ausgangsort zurück, wo sich Ittner mit einer NS-relativierenden Rede gleich die nächste Anzeige wegen Volksverhetzung abholte (Fotos 1 | 2 | 3).

 

Ein bis auf wenige Ausnahmen gänzlich anderes Spektrum beteiligte sich am alljährlichen Trauermarsch, welcher in diesem Jahr am Wiener Platz starten sollte. Obwohl, wie schon in den Jahren zuvor, die Mobilisierung fast ausschließlich intern erfolgte, fanden erneut rund 650 Nazis aus dem In- und Ausland den Weg nach Dresden.

 

Begleitet von vereinzelten Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten, die mit mehreren kleineren Sitzblockaden auf der Aufmarschstrecke und einer Spontankundgebung auf der Budapester Straße den Ablauf zumindest zeitweise lautstark stören konnten, ging es für die Nazis vom Dresdner Hauptbahnhof, zur Budapester Straße und von dort über die Nürnberger Straße wieder zurück zur Bayrischen Straße, wo die Demonstration knapp zwei Stunden nach ihrem Beginn begleitet von Pfiffen und Sprechchören endete.

 

Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern war von der NPD über Freien Kameradschaften bis hin zu Thügida das Who is Who der ostdeutschen Naziszene (Fotos 1 | 2 | 3). Neben sächsischen NPD-Kadern wie Arne Schimmer und Jens Baur hatten sich auch zahlreiche altbekannte Dresdner Nazis wie Ronny Thomas, Sebastian Reiche und Christian Leister an der Demonstration beteiligt. Darüber hinaus nahmen u.a. auch Dieter Riefling, Alexander Kurth, Michél Fischer und das Bautzner Umfeld von StreamBZ um Benjamin Moses an der Veranstaltung teil.

 

Anders als im letzten Jahr, als es im Dresdner Osten nur wenige Menschen in Hör- und Sichtweite zur Nazidemonstration protestieren konnten, gelang es in diesem Jahr auch auf Grund einer bis auf wenige Ausnahmen auf Deeskalation setzenden Polizei an mehreren Stellen, unmittelbar an und auf der geplanten Route zu protestieren. Dazu wurden die Nazis immer wieder teilweise auf dem Fußweg auch an kleineren Sitzblockaden vorbeigeleitet. Lediglich am Nürnberger Platz zog es die Polizei wegen einer größeren Blockade vor, den Streckenverlauf leicht zu verkürzen. Abgesehen von einigen wenigen Einzelpersonen, hielt sich die Beteiligung der Dresdner Normalbevölkerung stark in Grenzen und so waren es letztlich fast ausschließlich junge Menschen, die ihren Protest auf die Straße trugen.

 

Dementsprechend gemischt fiel auch das abschließende Fazit des für die Gegenproteste maßgeblich verantwortlichen Bündnisses „Dresden Nazifrei“ aus:

 

„Dresden hat offenbar nicht das geringste Problem damit, dass ein absolut ekelhafter Nazi wie G. Ittner in diese Stadt kommt. Seine Anmeldung war lange bekannt, doch Aufrufe zu Gegenprotest – egal welcher Art – blieben im Vorfeld äußerst rar. Nach über zwei Jahren rechter Hetze ist offenbar der Wille sich aufzulehnen praktisch vollständig erlahmt. Auch die strammsten Nazis können Dresden nicht aus der eigenen Lethargie reißen. Zähne zusammenbeißen, scheint das Motto. Das hat man sich in über zwei Jahren PEGIDA gut antrainiert…“

 

Weiterer Artikel: Großer Demo Samstag in Dresden am 11.02.2017