Petry sieht Höcke "am Rande der freiheitlich demokratischen Grundordnung"

Erstveröffentlicht: 
10.02.2017
  • Mitglieder von Thügida nehmen an Veranstaltung mit Frauke Petry in Hermsdorf teil.
  • Zuhörer des Diskussionsrunde sollen nicht klatschen.

 

Nicht rechts, nicht links, sondern für Deutschland sollte der Diskussionabend am Donnerstag in Hermsdorf bei Gera werden. Frauke Petry ist aus Sachsen gekommen, um mit den rund 250 Personen im Saal zu diskutieren. Als "am Rande der freiheitlich-demokratischen Grundordnung" bezeichnete Petry den Thüringer AfD-Chef Bförn Höcke. Ob Petry wusste, dass sich an diesem Abend neben hauptsächlich AfD-Anhängern, ein paar Linken auch Rechtsextremisten von Thügida unter das Publikum gemischt hatten? 

 

Thügida trifft AfD in Hermsdorf


Für die vom Verfassungsschutz beobachtete Organisation, die jetzt auch als Verein eingetragen ist, saßen die Vorstandsmitglieder Angela Schaller und Mike Schade in der ersten Reihe. Nach der Diskussionsrunde ließen es sich die beiden nicht nehmen, noch mit der AfD-Vorstandsvorsitzenden ein Erinnerungsfoto zu schießen. Schaller und Petry wechselten außerdem noch ein paar Worte. Ob sie sich kannten? Das ist nicht bekannt, auch wenn Thügida auf ihrer Facebookseite behauptet, dass Petry die Vorsitzenden von Thügida kennen müsste. Etwa eine halbe Minute nahm sich die AfD-Parteisprecherin, die dem nationalkonservativen Flügel zugerechnet wird, für die Thügida-Chefin Zeit. Frauke Petry sagte Thüringen24 am Freitagvormittag, dass sie Schaller nicht kannte und im Prinzip jeder kommen und ein Foto mit ihr machen konnte, da es eine öffentliche Veranstaltung war.

 

Schaller wurde im vergangenen Jahr, nach Bekanntwerden ihrer extremen Gesinnung, vom Awo-Seniorenzentrum im bayerischen Rödental nach acht Wochen in der Probezeit gekündigt. Im Internet posierte die Frau mit einer Hakenkreuzflagge (Thüringen24 berichtete). Sie gilt als eine der Führungspersonen in der Thüringer Neonazi-Szene. 

 

Diskussion beginnt lebhaft


Nach Hermsdorf eingeladen hatte Tobias Gruber, Mitglied der St. Gangloffer Bürgerinitiative "Unser Holzland - Kein Windkraftland". Neben dem Gastgeber und Petry saßen Matthias Wohlfarth von "Christen in der AfD" sowie als Moderator der Musikwissenschaftler Albrecht von Massow von der Hochschule für Musik in Weimar auf dem Podium. 

 

Kleiner Eklat und belegte Plätze


Kaum hatte die Debatte begonnen, gab es einen kurzen Eklat. Linke Protestler standen auf, eine Frau hielt ein Schild mit der Aufschrift "Refugees Welcome" in die Höhe. Die meisten der Anwesenden empörten sich über die Störung der Debatte. Kurzerhand wurden die Protestierenden vor die Tür geschickt. Dort standen zu Beginn des Abends auch noch andere Gegendemonstranten. Dutzende Interessenten wurden schon eine Viertelstunde vor Veranstaltungsbeginn abgewiesen, da der Rathaussaal bereits bis auf den letzten Platz gefüllt war. 

 

Frauke Petry spricht Zuhörern aus dem Herzen


45 bis 50 Leute, so Veranstalter Gruber, habe er zu dem Abend unter dem Motto "Dialog jetzt!" angefragt. "Es war allen zu heiß", sagt der Windkraftgegner, der laut eigener Aussage die politische Extreme zusammenbringen will. "Man muss im Gespräch bleiben", so Gruber gegenüber Thüringen24. Er hat die Sorge, dass irgendwann nur noch übereinander, aber nicht mehr miteinander geredet werde.

 

Doch ein echter Dialog wollte an diesem Abend nicht so richtig entstehen, dafür waren sich die meisten Anwesenden zu einig, sowohl auf dem Podium, als auch im Publikum. Für Petrys Aussagen gab es immer wieder Applaus, den Moderator von Massow gar nicht gerne hörte. Nicht weil der Musikwissenschaftler gegen Petry ist, sondern weil er eine emotionsfreie Debatte wollte. Doch wenn die AfD-Frau sagt, dass Deutschland ein "vernünftiges Verhältnis zu Russland" braucht, dann spricht sie vielen der Anwesenden aus dem Herzen und bekommt dafür ihren Applaus. 

 

Wunsch nach Einigkeit in der AfD


Nur mit dem überzeugten Christen Matthias Wohlfarth wurden die Zuhörer nicht so richtig warm. Seine Aussagen sind einigen zu verschwurbelt, zu ungenau. "Sagen Sie es bitte noch mal auf Deutsch", heißt es etwa zu dem Mann, der die AfD in Thüringen mitgegründet hat. Nach mehr als einer Stunde Diskussion unter den Podiumsgästen durften auch die Gäste Fragen stellen. Sorgen und Nöte wurden mitgeteilt, aber auch jetzt wollte niemand eine besonders kritische Frage an die Podiumsgäste stellen. Und dann gab es da noch einen Wunsch: Petry und Höcke sollten doch endlich sich die Hand reichen und vertragen. Dafür gab es dann am meisten Applaus.