Endgültige Zahlen für 2016 stehen noch aus - Über 170 antisemitische Straftaten registriert

Erstveröffentlicht: 
02.02.2017

Die Berliner Polizei hat für 2016 bisher über 170 antisemitische Straftaten registriert. Doch die endgültigen Zahlen stehen noch aus. Wegen des Terroranschlags im Dezember ist die Polizei in Verzug.

 

173 antisemitische Straftaten sind nach einer vorläufigen Statistik im vergangenen Jahr von der Berliner Polizei gezählt worden. Das geht aus einer Antwort des Senats vom Donnerstag auf eine Grünen-Anfrage hervor. In den Jahren zuvor waren es jeweils zwischen etwa 140 und 190 Taten. Die tatsächliche Zahl antisemitischer Taten dürfte weitaus höher sein - viele Opfer melden sich nicht bei der Polizei.

 

Die meisten Täter sind Neonazis und andere Mitglieder der rechtsextremen Szene. Viele Taten fallen in den Bereich der Volksverhetzung, etwa durch judenfeindliche Beschimpfungen, Mails oder Internetveröffentlichungen. Unter Propagandadelikte und Sachbeschädigungen fallen Hakenkreuz-Schmierereien an Hauswänden oder Denkmälern.

 

Es gab aber auch mehrere gewalttätige Angriffe auf Juden. Die Polizei registrierte sechs Opfer. Außerdem kommen immer wieder Pöbeleien, Beleidigungen und Verleumdungen vor. 

 

Endgültige Zahlen erst Mitte des Jahres


Die Senatsinnenverwaltung und die Polizei betonten, die endgültigen Zahlen sollen erst Mitte des Jahres vorliegen. In diesem Jahr sei man mit der Statistik zudem im Verzug: "Aufgrund des Anschlages auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz und den damit verbundenen umfangreichen polizeilichen Maßnahmen sind (...) erhebliche Erfassungsrückstände zu verzeichnen, die bislang noch nicht aufgearbeitet werden konnten. Die Fallzahlen sind insoweit nur eingeschränkt aussagekräftig." 

 

Online-Meldesystem für antisemitische Vorfälle


Antisemitische Vorfälle können auch bei der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) in Berlin gemeldet werden. Es wurde vom Verein für demokratische Kultur in Berlin e.V. gegründet. Über das am 20. Juli 2015 an den Start gegangene Portal können User in deutscher, englischer und russischer Sprache Fälle von alltäglichem Antisemitismus melden.

 

Das Projekt arbeitet für die Beratung von Opfern und ihren Angehörigen mit verschiedenen Organisationen zusammen, etwa der "ReachOut"-Opferberatungsstelle und der Amadeu Antonio Stiftung.