Gedenkveranstaltung für NS-Opfer Höcke will trotz Ausladung nach Buchenwald

Erstveröffentlicht: 
26.01.2017

Thüringens AfD-Chef Björn Höcke ist zur Gedenkveranstaltung für die NS-Opfer am Freitag in Buchenwald nicht willkommen. Das teilte ihm die Gedenkstätte per Brief mit. Höcke antwortete: Er wolle trotzdem kommen.

 

Thüringens AfD-Chef Björn Höcke ist zur Gedenkveranstaltung für die NS-Opfer am Freitag in Buchenwald nicht willkommen. Das teilte ihm die Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora am Donnerstag per Brief mit. Die Stiftung erklärte zusätzlich in einer Mitteilung, der Ort Buchenwald und der Zeitpunkt 27. Januar seien zentrale Bestandteile des öffentlichen Erinnerns. Höcke habe dies bei seiner Rede am 17. Januar in Dresden als "dämliche Bewältigungspolitik", die eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad" erfordere, diffamiert. Die Stiftung wolle jedoch ein angemessenes Gedenken der Opfer ermöglichen.

 

Der stellvertretende Stiftungsdirektor, Rikola-Gunnar Lüttgenau, sagte, "nach seiner Rede in Dresden ist eine Teilnahme von Herrn Höcke an der Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Buchenwald nicht akzeptabel". Die Stiftung schließe nicht Menschen, sondern Haltungen aus. Höcke könne daher gern an jedem anderen Tag privat die Gedenkstätte und ihre Ausstellungen besuchen. 

 

Höcke: "Das steht Ihnen nicht zu"

 

Höcke will am Freitag dennoch nach Buchenwald kommen. Als Antwort schrieb er Stiftungsdirektor Volkhard Knigge, "es steht Ihnen schlicht nicht zu, zu entscheiden, wer für ein Verfassungsorgan an dieser offiziellen Gedenkveranstaltung teilnimmt und wer nicht". Weiter schrieb der Thüringer AfD-Chef, "deswegen werde ich selbstverständlich zusammen mit einem Kollegen am 27. Januar 2017 ab 14:00 Uhr meiner Trauer um die Ermordung der deutschen und europäischen Juden Ausdruck verleihen".

In dem Brief an Knigge betonte Höcke erneut, dass er das Holocaust-Mahnmal in Berlin nicht als Schande bezeichnet und das Gedenken der Judenverfolgung niemals infrage gestellt habe. In Dresden hatte Höcke über das Holocaust-Denkmal gesagt, die Deutschen seien das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz ihrer Hauptstadt gepflanzt hätte. Höcke selbst sagte danach, er sei missverstanden worden. Mit dem Wort "Schande" habe er das Holocaust-Verbrechen gemeint. Die Stiftungsverantwortlichen könnten deshalb keine Haltung aussperren, die nicht existiere. Zur Klärung der offenen Missverständnisse bot Höcke Stiftungsdirektor Knigge ein Vier-Augen-Gespräch an. 

 

Petry wirft Höcke Respektlosigkeit vor


Innerhalb der AfD geriet Höcke zuletzt zunehmend unter Druck. In einem Brief an Parteimitglieder beklagte AfD-Chefin Frauke Petry am Mittwoch, dass man nach all diesen Auftritten Höckes dutzende Veranstaltungsorte, Unterstützer und Spender verloren habe. Die Verankerung in der Gesellschaft werde dadurch immer schwieriger. Die Aussage Höckes, einige AfD-Mitglieder wollten Teil des "Establishments" sein, kritisierte sie scharf: "Aus dem Mund eines Vollzeitparlamentariers (mit Dienstwagen und Chauffeur) ist dies eine Respektlosigkeit." Höcke selbst sah sich zuletzt als Opfer innerparteilicher Machtkämpfe.