Legida gibt auf. So kann man den Schritt interpretieren, den das islam- und fremden-feindlichen Bündnis am Montag in Leipzig bekanntgegeben hat. Zumindest von der Straße will sich der Pegida-Ableger zurückziehen, der zuletzt nur noch monatlich statt wöchentlich zu Demonstrationen aufgerufen hatte.
Legida will künftig nicht mehr regelmäßig in der Leipziger Innenstadt demonstrieren. Das kündigte Arndt Hohnstädter vom Legida-Organisationsteam am Montag bei einer Kundgebung des islam- und fremdenfeindlichen Bündnisses an.
Legida plant Kabarett
Hohnstädter begründete den Schritt damit, dass die Demonstrationen der vergangenen zwei Jahre viel Kraft und Geld gekostet hätten. Autos seien angezündet und Mitglieder bedroht worden. Einige hätten sogar ihre Jobs verloren. Laut Hohnstädter will Legida im Internet aktiv bleiben und zu kleineren Veranstaltungen einladen. Zunächst sei Kabarett mit Stéphane Simon geplant. Der in Leipzig lebende Franzose ist umstritten, er trat unter anderem als Redner bei Pegida in Dresden auf und störte dort die Live-Berichterstattung des ZDF von der Kundgebung.
Überraschend viele Gegendemonstranten
Zur Legida-Demonstration hatten sich am Montag laut Forschungsgruppe "Durchgezählt" zwischen 340 und 400 Teilnehmer versammelt – zur ersten Kundgebung waren am 12. Januar 2015 noch 2.000 bis 3.000 gekommen. Den drei großen Gegendemonstrationen hatten sich am Montag "Durchgezählt" zufolge zwischen 1.580 bis 1.730 Menschen angeschlossen. Der Abend verlief weitgehend friedlich. Vereinzelt kam es aus den Reihen der Demonstranten zu Böllerwürfen, etwa im Demonstrationszug der Initiative "A Monday Without You", die sich aus dem Stadtteil Connewitz auf den Weg in die Leipziger Innenstadt gemacht hatte. Die Organisatoren hatten mit 150 Teilnehmern gerechnet. Am Ende waren es fast fünfmal so viele, so dass der Zug nicht durch die Leipziger Innenstadt geführt werden konnte, sondern die Versammlungsbehörde die Demo kurzfristig über den Ring leiten musste.
Rechtsextreme Band darf auftreten
Die Gegendemonstranten zogen zum Waldplatz, in dessen Nähe Legida seine Bühne für eine Kundgebung aufgebaut hatte. Dort trat am Abend die "Kategorie C" auf, die der Verfassungsschutz Bremen in seinem Bericht vom Juni 2016 der rechtsextremen Hooliganszene zugeordnet hat. Noch am Nachmittag hatte die Stadtverwaltung rechtliche Schritte für ein Auftrittsverbot geprüft. Nach dem Auftritt zogen die Legida-Anhänger durch das Waldstraßenviertel, wo sie sich Pfeifkonzerten und Schneebällen ihrer Gegner ausgesetzt sahen. Die Anwohner des Waldstraßenviertels reagierten mit ihrer eigenen Form des Protests: Aus vielen Fenstern schallte die "Ode an die Freude".
Hubschrauber und Wasserwerfer
Die Polizei war mit einem Großaufgebot sowie Hubschraubern, Räumpanzern,
Wasserwerfern und der Reiterstaffel im Einsatz. Vereinzelt kam es zu
Auseinandersetzungen von Gegendemonstranten mit der Polizei. Die Behörde
stellte bislang neun Straftaten fest: drei versuchte gefährliche
Körperverletzungen, eine Körperverletzung, drei Widerstände gegenüber
Polizeibeamten, einen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und eine
Sachbeschädigung.
Im vergangenen Jahr war es zum ersten
"Legida"-Jahrestag im Stadtteil Connewitz zu heftigen Randalen gekommen.
Dabei hatten vermutlich vor allem rechte Randalierer Geschäfte und
Häuser angegriffen. 215 Tatverdächtige wurden ermittelt, zu einer Anklage kam es bisher nicht.