Türkei im Ausnahmezustand - Kurdistan unter Zwangsverwaltung

Tatort Kurdistan: Café Januar 2017

Mit Ercan Ayboga, Mitarbeiter der Stadtverwaltung Diyarbakir (Amed)

 

Als "Gabe Gottes" bezeichnete R.T.Erdogan den verhängten Ausnahmezustand noch in der Nacht des Putsches am 15.07.2016. Seitdem sind mehrere Zehntausend vermutete und tatsächliche Oppositionelle verhaftet worden, viele suchen im Ausland Asyl. Doch nicht nur zur Repression dient der Ausnahmezustand, der vor einigen Tagen um weitere 3 Monate verlängert wurde - auch der Umbau der Verfassung wird beschleunigt, hin zu einem religiös-autokratischen Präsidialsystem.

Seit den für Erdogan durch den Erfolg der HDP verlorenen Wahlen 2015 führt er Krieg gegen die kurdische Bevölkerung.

In Bakur, dem türkischen Teil Kurdistans wurden etwa die Hälfte der 106 Kommunalverwaltungen, die die oppositionelle HDP bei den Wahlen für sich entschieden hatte, unter zentralistische Zwangsverwaltung gestellt.

Viele Bürgermeister und Bürgermeisterinnen - die bei der HDP immer in einer Doppelspitze auftreten - wurden verhaftet. Im September 2016 wurden 11 000 LehrerInnen kurz vor Schuljahresbeginn entlassen.

Bereits Monate vorher hatte der Krieg gegen die Bevölkerung dort begonnen: in 9 Städten wurden "Ausgangssperren" verhängt, und dann ganze Stadtviertel dem Erdboden gleichgemacht, Menschen in den Häusern lebendig begraben oder auf der Straße erschossen - Kriegsverbrechen sind in der Türkei per Gesetz amnestiert, wenn es um "Terrorbekämpfung" geht.

All dies wurde begleitet von einer weitgehenden Ignorierung und Tolerierung durch deutsche Medien und der Bundesregierung.

Angestellt in der Stadtverwaltung von Amed/Diyarbakir hat Ercan Ayboga dort noch bis vor Weihnachten versucht zu arbeiten. Er wird an diesem Abend über die Situation berichten und für Fragen zur Verfügung stehen.
 

TATORT Kurdistan Café


Mittwoch, 11.01.2017
19:00 Uhr, ab 18:30 Uhr Essen

Centro Sociale
Sternstraße 2, gegenüber U3-Feldstraße
Hamburg