Internetplattform für Geflüchtete - Ankommen in Leipzig

Erstveröffentlicht: 
25.12.2016

Nach wie vor suchen viele Menschen aus Kriegsgebieten in Deutschland Zuflucht. Im Jahr 2015 haben 1,1 Millionen Asylsuchende Deutschland erreicht. Auch in Leipzig sind sie angekommen. Für viele ist der Umzug aus der Erstaufnahmeeinrichtung in eine eigene Wohnung ein wichtiger Schritt. Doch für die ersten eigenen vier Wände braucht es eine Grundausstattung an Möbeln und Waren des täglichen Bedarfs.

 

Findige Leipziger wollen dabei helfen und dachten sich, vielleicht liegt das ein oder andere Stück ja ungenutzt in Kellern und auf Dachböden der Leipziger und wartet auf Abnehmer. Der Webentwickler und Projektmanager Moritz Große schuf eine Plattform, auf der man Sachspenden mit einfachen Mitteln an Bedürftige vermitteln kann. "Anfang 2015, als es sich gerade andeutete, dass viele Geflüchtete nach Leipzig kommen würden, kamen die Sammelunterkünfte auf die Idee, eine Plattform aufzubauen, die so ähnlich funktioniert wie eBay Kleinanzeigen“, erzählt Große, also eine unkomplizierte Vermittlung unterschiedlicher Waren.

 

"Damit sollte das Problem gelöst werden, dass viele Leute für Geflüchtete Möbel und große Dinge spenden wollten, die irgendwo zwischengelagert werden mussten." Diese Lagerungen waren voll und der damit verbundene Aufwand riesig. "Man musste die Möbel zuerst abholen und ins Lager bringen, dann mussten die Geflüchteten, die diese Möbel haben wollten, dorthin und sich etwas aussuchen und dann vom Lager zu sich nach Hause bringen. Da war die Idee, diese Vermittlung direkter zu machen und sich das Lager zu sparen." 

 

Mitnahmezentrale macht mit


Das reizte auch Christina Kleinau an der Idee. Ende 2015 gründete sie eine Mitnahmezentrale für Dinge in Leipzig. Wenn nun ein Bett oder Schrank seinen Abnehmer gefunden hat und die Übergabe vereinbart ist, kommt Timmi Transport ins Spiel. "Leute, die sowieso in der Nähe unterwegs sind, können dann etwas dazu laden. Dadurch entstehen auch Interaktionen." Auch für Christina Kleinau und ihre Mitarbeiter. "Wir freuen uns, auf diesem Wege selber Geflüchtete kennenlernen zu können. Wir möchten die Menschen in der Gesellschaft, die sich engagieren wollen, aber nicht so viel Zeit investieren können, auf diesem Wege unterstützen, trotzdem eine helfende Hand auszustrecken."

 

Wer Dinge für die Einrichtung weitergeben möchte, registriert sich einfach bei Ankommen.eu. Dann gibt man die Größe des Objekts an, fügt bis zu drei Fotos hinzu und optional ein paar Infos, wie den ungefähren Standort und Zustand des Stücks – fertig. Man braucht nicht einmal einen Beschreibungstext angeben, denn die Seite soll übersetzbar bleiben. Derzeit ist sie in 15 Sprachen verfügbar. Danach vereinbart man den Zeitpunkt der Übergabe und lässt das Objekt entweder abholen oder man meldet sich kostenlos bei Timmi an, um einen Transport zum Empfänger zu vereinbaren. 

 

Ankommen.eu in anderen Städten


"Die Bereitschaft zu geben, ist groß", stellt auch Dana Ersing von der Kontaktstelle Wohnen fest. Auch wenn ein gewisser Rückgang zu spüren ist, nun da das Thema in den Medien nicht mehr omnipräsent ist. Aber der Bedarf zur Unterstützung der Neuankömmlinge sei weiterhin da, etwa in der Begleitung von Geflüchteten bei der Kontaktaufnahme mit dem Vermieter. Mit den beiden Leipziger Internetplattformen ergibt sich eine schöne Wirkungskette, sagt Ersing. "Die Geflüchteten finden eine Wohnung über uns, die Möbel durch ankommen.eu, die dann mit Timmi transportiert werden. So soll es im Idealfall laufen."

 

Moritz Große fände es schön, wenn sich die Idee auch über die Stadtgrenzen hinaus verteilt. "Wir haben die Plattform so angelegt, dass sie auch in anderen Städten funktionieren kann. Es gibt Ankommen.eu bereits in München, aber dort ist die Wohnungssituation schwierig. In Halle läuft es dagegen gut." 

 

700 Spender, 170 Geflüchtete


Mit dieser Idee sind sie dann im September 2015 unter der Adresse Ankommen.eu ins Netz gegangen. Seitdem läuft die Plattform sehr erfolgreich. Über 700 Spender sind derzeit registriert. 170 Geflüchtete sind dankbare Abnehmer.

 

Die Internetplattform funktioniert als Ergänzung zur Sachspendenzentrale. "Wenn Geflüchtete in ein WG-Zimmer oder eine eigene Wohnung einziehen, können sie auf der Plattform Dinge für die Hausstandsgründung finden," erklärt Große. "Das sind vor allem Sofas und Sessel, Betten, Tische, Stühle, Geschirr oder Besteck, aber auch Möbel für Kleinkinder und Kinderwagen, das ist bunt gemischt."

 

Das Feedback ist positiv. Natürlich kann es immer mal sein, dass Dinge nicht abgeholt werden. Aber sie wieder freizustellen, ist mit einem Klick möglich. Über die Vermittlung hinaus hat sich aber noch ein weiterer wichtiger Mehrwert ergeben. "Ein versteckter Schatz, den wir erst später realisiert haben ist, dass direkte Begegnungen stattfinden. So sind viele Kontakte entstanden und ich selbst hab auch auf diesem Wege Freundschaften mit Geflüchteten geknüpft."