Auch in Willich gibt es jetzt einen Stadtverband. Der will sich über seine Ziele und sein Programm (noch) nicht äußern.
Willich. Ein kurzer Eintrag auf Facebook – beigefügt ein Foto, das fünf Herren vor einer Backsteinmauer zeigt: Mehr hat die Alternative für Deutschland (AfD) zur Gründung ihres Willicher Stadtverbands nicht preisgegeben. Inhaltlich ist der Beitrag äußerst dünn. Den Gründungsort des neuen Verbands behält die rechtspopulistische Partei für sich – Ziele und Themen für Willich ebenfalls. Und auch wie die fünf Herren vor der Backsteinmauer heißen, verrät die AfD nicht. Namen eines Vorstands oder irgendeines anderen Ansprechpartners vor Ort fehlen.
Nur soviel: 19 Mitglieder und Gäste seien zur Gründung gekommen, darunter der Nettetaler Dirk Schlomski und Guido Krebber vom Bezirksvorstand. Mit der Schaffung des Stadtverbands komme die Partei zunehmenden Nachfragen und steigenden Mitgliederzahlen nach, so der Eintrag. Einige der offenen Fragen lassen sich nach Recherchen der WZ beantworten.
Das Gründungstreffen fand offenbar im Neersener Lokal „Früh op de Eck“ an der Venloer Straße statt. Schlomski und Krebber fungierten bei der Gründung als erfahrene Helfer. Schlomski sitzt für die AfD im Nettetaler Stadtrat. Dort sorgte er im April für einen Eklat, als er die Fraktionsvorsitzenden der anderen Parteien und Bürgermeister Christian Wagner beleidigte.
Krebber ist ein gefragter Mann bei der AfD. Der Polizeioberkommissar aus Düsseldorf ist stellvertretender Vorsitzender des Stadtverbands Krefeld und stellvertretender Sprecher des übergeordneten Bezirksvorstands Düsseldorf.
Auch ein Schotte ist mit von der Partie
Ein Teilnehmer des Gründungstreffens dürfte einigen Willichern bekannt sein: Thomas Ian Pearce. Der gebürtige Schotte ist bisweilen öffentlichkeitswirksam in lokalen politischen Debatten aufgetreten. Die WZ hat ihn kontaktiert. Im Gespräch ist er kurz angebunden. „Ich bin stellvertretender Sprecher in Willich“, bestätigt er. Gefragt nach dem weiteren Vorstand blockt er: „Datenschutz!“ Am Telefon würden keine Information erteilt. Eine Pressemitteilung mit Details werde folgen.
Bei einer Nachfrage zu politischen Vorhaben in Willich ist die Reaktion ungehalten. „Haben Sie mich nicht verstanden?“, fragt Pearce. Alles Wichtige stehe in der geplanten Pressemitteilung.
Vor sechs Jahren war er gegenüber der WZ noch deutlich auskunftsfreudiger. Damals beklagte er sich, dass die in Willich lebenden Ausländer keinen Integrationsrat wählen können. Ob er dieses Ziel mit der AfD weiter verfolgt, ist ungeklärt.
2014 legte Pearce einen aufsehenerregenden Auftritt im Willicher Stadtrat hin. Dort warf er einigen Politikern „strafbares Verhalten“ vor, da sie das Antikorruptionsgesetz des Landes nicht befolgen würden. Der Hintergrund: Zahlreiche Ratsmitglieder hatten keine Angaben zu Punkten wie Beruf, möglichen Beraterverträgen oder Mitgliedschaften in Aufsichtsräten getätigt.
Der Willicher SPD-Chef Bernd-Dieter Röhrscheid und Bürgermeister Josef Heyes (CDU) haben ganz persönliche Erfahrungen mit Pearce gemacht. 2008 unterstellte Pearce Politiker Röhrscheid eine Beleidigung. Der SPD-Mann hatte sich damals darüber beklagt, dass die britische Armee ihren Stützpunkt im Stahlwerk Becker in unzumutbarem Zustand verlassen habe. Pearce war selbst als britischer Soldat in Willich stationiert.
Schöner war die Begegnung mit dem Bürgermeister. 2011 war Heyes eine Ehren-Medaille gestohlen worden. Pearce bemühte sich, den Verlust zu ersetzen und besorgte ein zweites Mal den Orden der britischen Armee. Den überreichte er dem Bürgermeister persönlich im Schloss Neersen.