Wohnungen für Bezieher von Hartz IV werden in Leipzig rar. Das ergab eine Auswertung des Immobilienmarktes durch das Sozialdezernat. Danach waren im März dieses Jahres knapp 2600 Angebote, vor allem im Westen und Osten, verfügbar. Viermal so viele Haushalte leben derzeit aber in Wohnungen, die entweder zu teuer oder zu groß sind.
Leipzig. Bevölkerungswachstum und steigende Mieten engen in Leipzig das Leben von sozial Schwachen zunehmend ein. Zwar gibt es noch in allen Stadtbezirken Wohnraum, der den Zuschusskriterien für Hartz-IV-Bezieher entspricht. Doch meistenorts sind die Angebote mittlerweile rar. Ein Drittel des verfügbaren Wohnraums für sozial Schwache entfällt auf den Westen, wo die großen Plattenbauten stehen. Nahezu aussichtslos ist die Suche in Stadtmitte und Süd.
Um die Situation am Leipziger Wohnungsmarkt zu analysieren, griff das Sozialdezernat erstmals auf die Datenbank der Empirica AG zurück. Diese speist sich aus mehr als 100 Quellen und liefert umfangreiche Informationen zu Preisen, Mieten und Renditen in Deutschland.
Für Leipzig wurden die Daten vom Januar, Februar und März dieses Jahres ausgewertet. Danach gab es in jedem Monat rund 12000 Wohnungsangebote. 3606 Wohnungen davon waren nach Größe und Preis angemessen im Sinne der Richtlinie für die Kosten der Unterkunft. Darin hat der Stadtrat die Kriterien für Wohnkostenzuschüsse klar definiert. Einem Ein-Personen-Haushalt stehen demnach 45 Quadratmeter Wohnraum zu, der monatlich 269,57 Euro (kalt) kosten darf; ein Zwei-Personen-Haushalt erhält für maximal 60 Quadratmeter bis zu 353,50 Euro, ein Drei-Personen-Haushalt für höchstens 75 Quadratmeter 446,95 Euro.
Im März waren demnach in Leipzig noch knapp 2600 Wohnungen für Hartz-IV-Empfänger frei. Die meisten entfielen auf den Stadtbezirk West (782 Wohnungen), gefolgt von Ost (500), Nordost (323) und Alt-West (246). Jeweils zwischen 120 und 165 Angebote waren für Südwest, Nord, Südost und Nordwest verfügbar. Die wenigsten Wohnungen fanden sich in Mitte (47) und Süd (52).
Zum Vergleich: Schon heute werden 10072 Haushalte, die Unterstützung erhalten, in Wohnungen geduldet, die entweder zu groß oder zu teuer sind.
Leipzig steht mit dieser Entwicklung nicht allein. In allen deutschen Großstädten fehlt bezahlbarer Wohnraum. Gestern wurde bekannt, dass selbst in der Provinz die Wohnungspreise binnen eines Jahres um bis zu 37 Prozent angestiegen sind. Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) bezifferte kürzlich im LVZ-Interview den Bedarf an Sozialwohnungen in Leipzig. Jährlich, sagte sie, müssten „etwa 500 Wohnungen mit Mietpreis- und Belegungsbindung für Haushalte mit geringem Einkommen neu geschaffen werden“. Dafür bräuchte die Stadt bis zu 30 Millionen Euro Fördermittel.
In Leipzig sind aktuell 36346 Bedarfsgemeinschaften leistungsberechtigt. Die Zahl ist seit 2012 um rund 5000 zurückgegangen. Ein- und Zwei-Personen-Haushalte machen vier von fünf Bedarfsgemeinschaften aus.
Von Klaus Staeubert