Nach Vorwürfen gegen einen Flüchtlingsheimbetreiber in Brome hat der niedersächsische Flüchtlingsrat den zuständigen Landkreis Gifhorn aufgefordert, den Vertrag mit dem privaten Sicherheitsunternehmen „Protector Security“ fristlos zu kündigen.
„Ob Sicherheitsfirmen für den Bereich der Flüchtlingssozialarbeit die richtige Wahl sind, stellen wir aufgrund vieler Praxisberichte grundsätzlich infrage“, sagte Flüchtlingsrats-Geschäftsführer Kai Weber am Montag in Hannover. Unterdessen distanzierte sich die Diakonie von der Einrichtung in einem früheren diakonischen Altenheim.
Flüchtlinge der kommunalen Sammelunterkunft haben einem Bericht des NDR zufolge schwere Vorwürfe gegen den Betreiber erhoben. Unter anderem würden für Verstöße gegen zum Teil willkürlich festgelegte Regeln Strafzahlungen verlangt. „Wir leben in ständiger Angst. Meine Kinder haben seit vier Tagen das Zimmer nicht verlassen“, berichtete den Angaben zufolge ein Flüchtling dem NDR-Magazin „Hallo Niedersachsen“.
Die Sprecherin des Diakonischen Werkes Wolfsburg, Bettina Enßlen, sagte, am Montag auf epd-Anfrage, ihr Verband habe das Gebäude an den Landkreis vermietet: „Wir haben überhaupt keinen Zugriff auf das, was da passiert.“ Die Mietverträge für das zuletzt lange leerstehende Haus seien geschlossen worden, noch bevor der Betreiber der Flüchtlingsunterkunft feststand.
Der Dachverband „Diakonie in Niedersachsen“ will nach Worten seines Sprechers Sven Quittkat jetzt allerdings darauf drängen, dass das diakonische Markenzeichen Kronenkreuz von dem Haus abmontiert wird. Das Zeichen hängt noch an der Außenwand des nach einem Gründungsvater der Diakonie in der Region benannten „Pastor Bammel Hauses“. „Wenn die Diakonie ein Objekt nicht selbst betreibt, sollte das Logo entfernt werden“, sagte Quittkat. Nur Mitgliedseinrichtungen dürften es führen. „Es hätte bereits mit der Vermietung entfernt werden müssen.“
Der Flüchtlingsrat kritisierte, dass einer Sicherheitsfirma der Zuschlag gegeben wurde, die ihren Auftrag selbst mit „Flüchtlingsbewachung“ beschreibe. Dies spreche nicht für den Landkreis Gifhorn. Andere Landkreise bezögen nicht allein das preisgünstigste Angebot, sondern auch die Qualität des sozialen Betreuungskonzeptes bei der Vergabe mit ein. Weber forderte, der Landkreis müsse für eine Rückzahlung der rechtswidrig erhobenen Strafgelder sorgen. Zudem müsse der Betreiber regelmäßig kontrolliert werden.
Die im NDR erhobenen Vorwürfe richteten sich vor allem gegen den Leiter der Einrichtung, der die Unterkunft mit seinem privaten Sicherheitsunternehmen betreibt. Einen Teil der Vorwürfe habe er eingeräumt, unter anderem, dass er ein brutales Video des sogenannten „Islamischen Staates“ gezeigt habe. Auch einen „manchmal“ rauen Umgangston gegenüber Flüchtlingen bestätigte der Leiter dem NDR schriftlich. Beschwerden über den Mann haben die Flüchtlinge dem NDR zufolge bereits Ende Juli beim zuständigen Landkreis Gifhorn vorgetragen.