04.04.2010 / Dorfmark: Der Vorfall ereignete sich am frühen Nachmittag am Rande einer Tagungsveranstaltung des „Bund für Gotterkenntnis – Ludendorffer e.V.“ im niedersächsischen Dorfmark. Medienvertreter, welche sich den Tagungsräumlichkeiten näherten, wurden von AnhängerInnen der rassistisch und antisemitisch geprägten Sektenorganisation gewaltsam attackiert. Der Zwischenfall stand im Zusammenhang mit der Teilnahme von Hajo Hermann, einer bekannten Symbolfigur der neonazistischen Szene.
Man wollte unter sich bleiben. Inmitten der niedersächsischen Kleinstadt Dorfmark fand an diesem Wochenende die sogenannte „Ostertagung“ des neuheidnischen „Bund für Gotterkenntnis“ statt. Eine Veranstaltung, welche seit nunmehr 30 Jahren nahezu ungestört in der Gemeinde stattfindet. Doch in jüngster Zeit regte sich Widerstand. Seit April 2007 sieht sich der „Bund“, sich selbst in Anlehnung an die 1966 verstorbene Sektengründerin Mathilde Ludendorff auch als „Ludendorffer“ bezeichnend, mit Gegenaktivitäten konfrontiert. Diese entzündeten sich vor allem an der antisemitischen Ausrichtung der „Ludendorffer-Lehre“ sowie einer merklichen Toleranz von Teilen der Bevölkerung gegenüber der selbsternannten Glaubensgemeinschaft – gelten die jährlich stattfindenden Tagungen doch als willkommener Umsatzgarant.
Doch
auch die offensichtliche Verbindungen des „Bund für
Gotterkentniss“ zur organisierten Neonaziszene sorgten für
Negativ-Schlagzeilen. So konnte in den vergangenen Jahren mehrfach
die Teilnahme von Führungsfiguren einschlägiger
Neonaziorganisationen dokumentiert werden. Darunter auch Aktivisten
der „wegen Wesensverwandschaft zum Nationalsozialismus“
verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ (HDJ). Im Rahmen
scheinbar unpolitischer Freizeitveranstaltungen vermittelte die
Vereinsorganisation ihr am Nationalsozialismus orientiertes Weltbild
bereits an Kinder und Jugendliche. Auch in diesem Jahr nahm ein
Vertreter der Neonaziszene als „Ehrengast“ an dem öffentlich
beworbenen Treffen teil. Bei diesem handelte es sich um den 1913
geborenen Hajo Hermann, ein hochdekorierter Wehrmachtsoffizier. Neben
seinem, eigenen Angaben zu Folge, engen Vertrauensverhältnis zu
Hermann Göring macht ihn vor allem seine Rolle in der „Legion
Condor“ zu einer der gefragtesten Persönlichkeiten der
organisierten Neonaziszene.
Verbindungen, welche von Seiten
der „Ludendorffer“ zumeist ins Reich der Verschwörungstheorien
verwiesen und geleugnet werden. Dass die Organisation dabei nicht
zimperlich zu Felde zieht, zeigt ein nun bekannt gewordener Vorfall
im Rahmen der diesjährigen „Ostertagung“. Medienvertreter,
welche sich den Tagungsräumen näherten, wurden an der Dokumentation
der Veranstaltung behindert, als „Bolschewistenpack“ und
„Kriminelle“ beschimpft sowie massiv bedrängt. Nachdem
Anhänger_innen der „Artgemeinschaft“, einer weiteren
rassistischen Sektenorganisation, sowie der ehemalige Offizier der
Wehrmacht Hajo Hermann den Ort des Geschehens erreichten, folgten den
Verbalattacken schnell Handgreiflichkeiten. Mitglieder des „Bund
für Gotterkenntnis“ versuchten deren Ankunft abzuschirmen,
attackierten erneut die unliebsamen Berichterstatter und beschädigten
gezielt deren Ausrüstung. Die Behörden leiteten inzwischen
Ermittlungen ein.
Bilder der Veranstaltung bei recherche-nord