Flüchtlingspolitik: Bund zahlt McKinsey Millionenhonorar für Abschiebetipps

Erstveröffentlicht: 
05.08.2016

Externe Berater sollen für die Bundesregierung herausfinden, wie Asylbewerber schneller abgeschoben werden können. Das Honorar für McKinsey ist nach SPIEGEL-Informationen stattlich.

 

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) will der Unternehmensberatung McKinsey für eine Studie zum Thema Abschiebungen 1,86 Millionen Euro bezahlen. Die Beraterfirma kann dafür insgesamt 678 Beratertage in Rechnung stellen. Umgerechnet würde McKinsey einen durchschnittlichen Tagessatz in Höhe von gut 2700 Euro erzielen. Das geht aus internen Unterlagen hervor, die dem SPIEGEL vorliegen.

 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte die Studie von McKinsey in der vergangenen Woche auf ihrer Sommer-Pressekonferenz angekündigt. In der Analyse sollen die Unternehmensberater die Probleme bei Abschiebungen identifizieren und Verbesserungsvorschläge machen. Die Arbeit soll noch im August beginnen und bis November fertig sein.

 

Beteiligt sind neben dem Bund die vier Bundesländer Berlin, Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein. McKinsey soll für die Studie auch die Verfahren zur freiwilligen Rückkehr abgelehnter Asylbewerber untersuchen.

 

Im ersten Halbjahr 2016 wurden 13.743 Ausländer in ihre Heimat abgeschoben, rund 30.000 weitere verließen Deutschland freiwillig mithilfe von Förderprogrammen. Angesichts von mehr als 350.000 Asylanträgen, die voraussichtlich dieses Jahr abgelehnt werden, sucht die Bundesregierung händeringend nach Möglichkeiten, die Zahl der Rückkehrer deutlich zu erhöhen. Dabei sollen nun die externen Berater helfen.

 

Das Bamf hatte im Oktober vergangenen Jahres einen Rahmenvertrag mit McKinsey abgeschlossen und dabei aus Gründen der "Eilbedürftigkeit" auf eine Ausschreibung verzichtet. Auch der neueste Auftrag soll ohne Ausschreibung an McKinsey vergeben werden, heißt es im Bundesinnenministerium. Zwischen Oktober und März flossen bereits rund 9,2 Millionen Euro an die Beratungsfirma, unter anderem für die Optimierung des Asylprozesses und der Erstregistrierung von Flüchtlingen.