Duisburg. Die Ehrenamtlichen vom Petershof wollen sich aus der medizinischen Versorgung für Zugewanderte zurückziehen. Dezernent Krumpholz schreibt Praxen
Die Ehrenamtlichen rund um Pater Oliver , die sich im Petershof bisher für die medizinische Versorgung von Zugewanderten eingesetzt haben, wollen sich mittelfristig von dieser Aufgabe zurückziehen und nur noch als Koordinatoren fungieren. „Wir haben gemerkt, dass dieser Bereich zwei Nummern zu groß für uns ist. Wir brauchen eine politische Lösung“, erklärt Schwester Ursula Preußer, die zum Leitungsteam gehört.
Hintergrund ist aber auch die Einrichtung einer Clearingstelle, die dafür sorgen soll, dass die Neu-Duisburger aus Rumänien und Bulgarien ins reguläre System integriert werden. „Im besten Fall ist es natürlich so, dass unsere Arbeit überflüssig wird, aber vorerst wollen wir unsere Leistungen einschränken“, erklärt Schwester Ursula. Es sei ein Unding, dass beispielsweise zugewanderte schwangere Frauen kein Recht auf eine medizinische Versorgung haben.
Ehrenamtliche versorgen rund 100 Patienten pro Woche
Auch Pater Oliver meldete sich mit einem kurzen Statement zu Wort – er befindet sich derzeit auf einer Jugendfreizeit in Schweden: „Seit Gründung vor knapp zwei Jahren war es das erklärte Ziel, das Infirmarium so schnell wie möglich wieder aufzulösen, da jeder kranke Mensch in Deutschland das Recht haben sollte, einen normalen Arzt aufsuchen zu können.“
Derzeit versorgen die Ehrenamtlichen rund 100 kleine und große Patienten pro Woche. 15 Freiwillige, darunter Krankenschwestern, Mediziner und Dolmetscher, betreuen die Sprechstunde.
Parallel hat Dezernent Ralf Krumpholz, zuständig für Umwelt und Gesundheit, alle niedergelassenen Ärzte in Duisburg sowie Kliniken angeschrieben und sie darum gebeten, sich ehrenamtlich an der medizinischen Versorgung zu beteiligen und die Patienten in ihrer Praxis zu behandeln. Per Brief soll zudem das Bundesgesundheitsministerium aufgefordert werden, einen Notfall-Fonds einzurichten, mit dem Behandlungen bezahlt werden können. „Nicht alles lässt sich mit Bordmitteln realisieren“, weiß Dr. Dieter Weber, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt.
Bisher haben sich vier Ärzte zurückgemeldet und signalisiert, dass sie bereit sind, Zuwanderer zu behandeln. „Wir würden den Praxen gerne einen Patienten pro Monat vermitteln. Wir übernehmen die Terminvereinbarung mit den Praxen und Patienten und organisieren Überweisungsformulare“, beschreibt Schwester Ursula das Prozedere. Außerdem würden die Zugewanderten darauf hingewiesen, dass sie einen Dolmetscher mitbringen sollen. „Wenn es sich um sehr spezielle Krankheiten und Behandlungen handelt, vermitteln wir einen Profi.“ Parallel soll weiter auf politischer Ebene nach einer Lösung gesucht werden.