Braunes Schulungscamp

Erstveröffentlicht: 
06.07.2016

Mitte Juli soll ein „Antikapitalistisches Zeltlager“ der rechten Szene in Baden-Württemberg stattfinden.

 

Ohne den genauen Ort zu benennen, wird seit mehreren Wochen bereits für ein länderübergreifendes Trainings- und Schulungscamp der rechten Szene in Baden-Württemberg geworben. Zur Teilnahme aufgerufen haben dazu beispielsweise auch Neonazis des Netzwerks „Nationale Sozialisten Nord-Brabant“ aus der gleichnamigen niederländischen Provinz. Der Ausschreibung des als „Antikapitalistisches Zeltlager“ beschriebenen Treffens vom 15. bis 17. Juli mit eigens eingerichteter Homepage zufolge geht es dabei nicht nur um körperliche Ertüchtigung, sondern auch um inhaltliche Unterweisungen. Auf dem Programm stehen nach Veranstalterangaben Bezugsgruppenübungen, Diskussionsrunden und gemütliche Abende (wohl dafür steht der Programmpunkt Liederabend). Als Anregung ist eine so genannte Packliste mit benötigten Utensilien versehen. Angemahnt wird zudem eine strikte Lagerordnung. Die Zusammenkunft erinnert in Teilen der Gestaltung durchaus an ähnliche Herangehensweisen aus der linksautonomen Szene, in diesem konkreten Fall allerdings mit einer nationalrevolutionären Ausrichtung aktivistischer Prägung und entsprechend theoretischer Indoktrination.

Als thematisches Rüstzeug des dreitägigen Meetings wird unter anderem die Beschäftigung mit „Europäischer Vernetzung“ und „Musik als Ausdruck politischen Widerstands“ angeboten. Dazu soll es aber auch Blockadetrainings geben, Informationen zum Verhalten bei Festnahmen und Hausdurchsuchungen, Gespräche über Europa und die Krise beziehungsweise Bürgerlichkeit versus Revolution. Auseinandersetzen will man sich auch über „AfD – eine Alternative?“, „Soziale Kämpfe“, „Tierschutz“ und „Landwirtschaft“.


Propaganda über regionale Facebook-Gruppen

Als Ausrichter fungiert eine Gruppe, die sich „Antikapitalistisches Kollektiv“ (AKK) nennt und darauf hinweist, dass sie bereits bei den letzten Blockupy-Protesten im März des Vorjahres in Frankfurt/Main mitgewirkt habe. Dazu passt aktuell, dass sich einzelne Vertreter dieses Personenkreises darüber austauschen, dass sie sich an den jüngsten, vornehmlich linkspolitisch wahrgenommenen sozialen Auseinandersetzungen in Frankreich beteiligt haben. Das AKK versteht sich eigener Beschreibung zufolge als Bündnis und Plattform, das innerhalb der nationalen Bewegung als organisationsübergreifendes Projekt wirken und dabei überwiegend außerparlamentarische Kräfte und Aktivisten zielgerichteter zusammenbringen möchte. In Beschreibung der eigenen Strategie heißt es: „Neben der theoretischen Auseinandersetzung bringen wir die Aktivisten zusammen, um auch die praktische Arbeit in ihrer Effizienz zu steigern.“ Auch bezüglich Gewaltrhetorik bei der angestrebten Systemüberwindung halten die AKK-Verantwortlichen sich nicht zurück. So heißt es: „Wir wollen die Komplexität dieses Systems aus Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörung nicht nur benennen, sondern die einzelnen Protagonisten und Akteure aktiv bekämpfen.“

Über diverse regionale Facebook-Gruppen wird Propaganda betrieben. Man versucht dabei den Spagat des konspirativen Wirkens, angepasst mit der Publikation eigener Aktivitäten.