Nachdem ein Ordner von Legida am Montagabend vor seinem Wohnhaus in Böhlen zusammengeschlagen wurde, behaupten die Rechtspopulisten nun, Grünen-Politiker Jürgen Kasek stecke hinter dem Überfall. Kasek ist deshalb seit Dienstagmorgen Zielscheibe massiver Drohungen im Internet.
Leipzig. Der Leipziger Politiker und Rechtsanwalt Jürgen Kasek wird seit Dienstagmorgen massiv bedroht. Die rechtspopulistische Initiative Legida und die Partei „Wir für Leipzig“ von Ex-NPD-Stadtrat Enrico Böhm unterstellen Kasek, verantwortlich für den Überfall auf einen Legida-Ordner in Böhlen zu sein. Entsprechende Einträge auf Facebook-Seiten wurden inzwischen mehr als 2000 Mal geteilt. Seitdem rufen einzelne Nutzer offen zur Gewalt gegen den Landesvorsitzenden der Grünen auf.
Im Gespräch mit LVZ.de sprach Kasek von einer neuen Qualität der Bedrohung. „Ich kam heute in mein Büro und hab schon gesehen, dass da diese Behauptungen im Netz kursieren. Seitdem bekomme ich zahllose Mails und anonyme Anrufe“, sagte er. Dabei würden Fotos des Grünen-Politikers und die Adresse der Anwaltskanzlei verbreitet, außerdem die Privatanschrift anderer Familienangehöriger mit Fotos. „Das ist eine sehr harte Bedrohungslage und der Höhepunkt einer Kampagne, die seit Wochen gegen mich läuft“, sagte Kasek.
Die von Legida und Böhm aufgestellten Behauptungen seien ohne jede Grundlage, so der Politiker. Weder habe er Fotos des Ordners gemacht, noch ihm gedroht, Schläger vorbeizuschicken. „Ich kenne den Betroffenen nicht“, sagte er. Kasek geht nun juristisch gegen die Veröffentlichungen bei Facebook vor, hat Anzeige gegen Legida und gegen ‚Wir für Leipzig‘ bei der Staatsanwaltschaft gestellt. Per einstweiliger Verfügung will er die Behauptung stoppen, er habe den Überfall in Auftrag gegeben. Mit einer Gerichtsentscheidung rechnet er am Mittwoch. Indes verurteilte er den Überfall auf den Ordner. „Das ist wie jeder Akt der Gewalt nicht akzeptabel.“
Ein Sprecher der Polizei Leipzig bestätigte LVZ.de, dass die Ermittler die Vorgänge im Internet genau beobachten. Auch das Operative Abwehrzentrum (OAZ) beschäftige sich mit den Drohungen.