Nach Brandanschlag auf Dannenberger Einkaufszentrum: Discounter KiK im Visier?

Sprengstoffspürhund Hugo sucht in den Trümmern des Dannenberger Einkaufszentrums nach Resten von Brandbeschleunigern – der Schaden geht in die Millionen.
Erstveröffentlicht: 
18.05.2016

Es sollte womöglich ein Anschlag auf die KiK-Filiale sein - doch dann geriet die Aktion offenbar völlig aus dem Ruder: Das gesamte Dannenberger Einkaufszentrum, in dem sich auch der Laden des Textil-Disounters befand, brannte in der Nacht zu Freitag nieder, der Schaden geht in die Millionen - jetzt hat die Polizei eine elfköpfige Sonderkommission eingerichtet.

 

KiK steht offenbar in ganz Norddeutschland im Visier von Protesten, bei denen die Aktivisten auch vor Straftaten nicht zurückschrecken. So wurde in derselben Nacht auch die Kik-Filiale in Lüchow verwüstet, die Polizei vermeldet außerdem in den vergangenen Wochen wilde Plakatierungen mit politischen Botschaften an den Kik-Geschäften in Uelzen und Salzwedel Der Textil-Discounter stand in der Vergangenheit immer wieder in der Kritik, weil er in Billiglohnländern produziere und den Arbeitern, so der Vorwurf, nicht ausreichend Lohn zahle.

„Wir erstatten bei jeder Plakat-Aktion Anzeige gegen unbekannt“, erklärte dazu gestern KiK-Sprecherin Olga Bakanow gegenüber der AZ. Zu den jüngsten Anschlägen im Wendland wolle man sich wegen der laufenden Ermittlungen nicht äußern.

In diese wurden gestern auch Brandexperten des Landeskriminalamtes mit eingebunden. Mit mehreren Spürhunden wurde die Brandruine in Dannenberg abgesucht. Sieben Geschäfte haben die Brandstifter in Schutt und Asche gelegt, 60 Menschen waren dort beschäftigt. Parallel suchten Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei weiträumig das Umfeld der Tatorte ab. Einen technischen Defekt als Brandursache schließt die Polizei mittlerweile weitgehend aus. Vielmehr gehen die Ermittler „aufgrund der Gesamtumstände“ von einem direkten Zusammenhang der Taten in Lüchow und Dannenberg aus.

Gestern Abend trafen sich Vertreter der Stadtverwaltung mit den betroffenen Geschäftsinhabern, um über Übergangslösungen für den Standort zu sprechen. Denn mehrere Firmensprecher haben schon signalisiert, dass man gerne am Standort bleiben würde – auch KiK. Aktuell seien die Mitarbeiter in umliegenden Filialen untergebracht, sagt Unternehmenssprecherin Bakanow.

Derweil hatte die Arbeitsagentur Lüchow, die in der Nacht zu Freitag ebenfalls in Teilen verwüstet worden war, gestern wieder geöffnet.

Von Thomas Mitzlaff