Für die kurdische Bewegung steht das Neujahrsfest Newroz für den Frühlingsanfang und den Widerstand. In diesem Jahr lautet das Motto „Wir werden mit Widerstand gewinnen“. Es zeigt die Entschlossenheit der Kurd_innen in Zeiten des Krieges und der Zerstörung. Seit dem 2. Dezember herrscht in vielen Städten Nordkurdistans Ausgangssperre. Einzelne Quartiere wie zum Beispiel die Altstadt Sur in Amed (Diyarbakir), werden von der türkischen Armee belagert. Da die Bewohner_innen Widerstand leisten, sind vorwiegend nachts Schüsse und Granateneinschläge zu hören. Hier in Kurdistan sterben immer noch täglich Menschen.
In allen Städten, außer in Amed, wurden die Newrozfeierlichkeiten vom türkischen Staat verboten. Aber dass der Frühling kommt, kann auch ein Erdogan und seine Armee nicht verhindern.
Um die kurdische Bewegung dabei zu unterstützen, das Verbot zu Unterlaufen, haben sich heute internationale Delegationen, darunter auch unsere nach Batman aufgemacht. Auf dem Weg zum Zielpunkt der Feierlichkeiten begegnete uns die Polizei und das Militär überall in der Stadt. Bereits seit dem Morgen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Staat und den Bewohner_innen von Batman. Sobald sich eine Menschengruppe versammelte wurde massiv gegen die Versuche zu feiern und tanzen vorgegangen: Zum Einsatz kamen Tränengas, Wasserwerfer, sog. Pepperballs, Polizei und Militärpanzer und sogar Schusswaffen. Wie viele Menschen dabei zu Schaden gekommen sind, ist noch unbekannt.
„Wir sind auf den Straßen um für das Leben zu feiern und ihr schießt auf uns. Sie versuchen unser Fest zu unterdrücken, weil sie Angst vor uns haben. Aber die Menschen in Batmen lassen sich nicht einschüchtern, denn das Newrozfest ist der Geist des Widerstandes“, so der HDP Co-Vorsitzende Selahattin Demirtas bei seiner Rede, die aufgrund der Repression nicht wie geplant auf dem Newrozplatz, sondern auf dem Weg dorthin stattfinden musste. Trotz der allmählichen Auflösung dieser spontan abgehaltenen Kundgebung, wurden die sich zurückziehenden Teilnehmer_innen mit Wasserwerfer und Tränengas beschossen.
So schön es war trotz des Verbotes zu sehen, dass sich Menschen das Feiern nicht nehmen lassen, so ratlos blieben wir zurück auf all die Fragen an diesem Tag, die uns gestellt wurden: Was wir eigentlich gegen die europäische Außenpolitik und die Allianz zwischen Erdogans Regierung und Merkel machen; wieso niemand ernsthaft gegen ein Ende der Vernichtung der kurdischen Menschen einsteht und stattdessen Waffen aus Deutschland, der Schweiz und den USA an die Türkei verkauft werden.