Ob die Partei „Die Rechte“ sich das so vorgestellt hat? Wohl kaum. Zuerst meldet sie für den 05.03. 2016 in Görlitz eine Demo durch die ganze Stadt an. Dann kündigten linke Gruppen für den Tag Gegenaktionen an. Der OB selbst hatte für den Abend zuvor eine Lichterkette für Mitmenschlichkeit und Toleranz angekündigt. Kurze Zeit später hatte der Veranstalter Matthias Langer (Die Rechte – Landesvorstand) seine Demo aufgrund organisatorischen Unvermögens wieder abgemeldet. Die Gegenaktionen blieben trotzdem alle weiter angemeldet.
- „Görlitz
bewegt sich“ -
Dies wollte der
Görlitzer Pegida-Ableger „Görlitz bewegt sich“ natürlich nicht
stehen lassen und hat als Gegenaktion gegen die Lichterkette
zeitgleich eine Kundgebung angemeldet. Hatte „Görlitz bewegt sich“
zuletzt schon mit Besucherschwund zu kämpfen, so setzten sie diesen
Trend am 04.03. erfolgreich fort. So kamen nur noch 150-200 Personen
zum ehemaligen Busbahnhof. Damit wird auch deutlich, dass die hohen
Teilnehmerzahlen zu Beginn v.a. durch eine Mobilisierung im ganzen
Landkreis und darüber hinaus erreicht wurden und das Potential in
der Stadt selbst doch auf ca. 100 Personen begrenzt ist. So versuchte
man dann auch in Görlitz den Schulterschluss mit der AFD und rief
dazu auf AFD zu wählen. Ein Redner sprach davon einer angeblichen
ausgepackten Nazikeule den AFD-Prügel entgegen zu werfen. Damit
wächst langsam zusammen, was zusammen passt. Klar wurden an dem
Abend auch mal wieder, dass die Nazikeule zumindest bei manchen
Anhängern von „Görlitz bewegt sich“ doch ganz passend ist. Eine
Personen wurde auf der Kundgebung wg. Zeigen des Hitlergrusses
festgenommen.
- Die Lichterkette -
Die Lichterkette vom
Görlitzer OB zusammen mit diversen Görlitzer Kirchengemeinden
organisiert. Unterstützt wurde sie darüber hinaus von zahlreichen
Parteien, Gruppen und Einzelpersonen. Kurioser Weise wurde von Seiten
der Organisatoren Wert darauf gelegt, dass es angeblich eine
unpolitische Veranstaltung wäre. Wie es bei der
flüchtlingsfeindlichen Politik der EU, Deutschlands und speziell
auch Sachsens überhaupt möglich ist eine unpolitische Veranstaltung
für Mitmenschlichkeit zu machen bleibt wohl das Geheimnis von OB und
Kirchgemeinden. Dass einige Personen auf der Lichterkette mittels
Schildern, Flyern o.ä. der Veranstaltung doch eine wahrnehmbare
politische Ausrichtung gaben, war demnach auch richtig und wichtig.
Diese Veranstaltung war was die Teilnehmerzahlen angeht eindeutig die
erfolgreichste an diesem Wochenende. Ca. 800 – 1000 Personen
beteiligten sich daran. Die Kette stand recht geschlossen die ganze
Berliner Straße entlang vom Bahnhof bis zum Postplatz. Vielleicht
ist die sonst sehr große und aktive Görlitzer Zivilgesellschaft
damit aus dem Winterschlaf erwacht. Denn bis dahin gab es in Görlitz
nur sehr zaghafte Versuche sich kritisch mit der aktuellen
rassistischen Stimmungslage in Sachsen und in der Stadt selbst
auseinander zu setzen.
-
Antifaschistische Kundgebung -
Am 05.03., dem eigentlichen Tag der Neonazi-Demo gab es bei schönstem Demowetter noch eine kleine antifaschistische Demo der Linksjugend. Diese endete mit einer Kundgebung und Volxküche (vegane Gulaschsuppe) auf der Berliner Straße / Ecke Salomonstrasse. Besucht wurde diese von ca. 100 Personen – fast ausschließlich Görlitzer Jugendliche und junge Erwachsene. Im Gegensatz zur Lichterkette positionierte diese sich eindeutig antifaschistisch und antirassistisch. Darüber hinaus wurden zahlreiche Flyer verteilt und für den anstehenden Antifa-Jugend-Kongress in Chemnitz (https://timetoact.noblogs.org/) mobilisiert. Eine Gruppe Neonazis um Paul Dunsch und Philipp Weise poste noch vor Beginn der Kundgebung mit großem Abstand aber in Sichtweite des Treffpunktes. Kurze Zeit später ließen sich diese dann von der Polizei ganz kleinlaut nach Hause schicken.
- Fazit -
Auch wenn sich
Görlitz leider noch nicht in die Liste aus Kreuzberg, Connewitz und
Schanze einreihen darf – es war ein Schritt in die richtige
Richtung. Und zum ersten mal seit Pegida und Co haben sehr viele
Menschen in der Stadt gezeigt, dass sie andere Werte vertreten als
die des bürgerlichen Rassistenvereins „Görlitz bewegt sich“
oder der Neonazipartei „Die Rechte“.