Am Samstag, den 20. Februar, führte die „Alternative für Deutschland – Kassel Stadt“ eine Kundgebung auf der nördlichen Seite des Königsplatzes durch. Die Kundgebung fand von 15.00 bis circa 17.00 Uhr statt und ist Teil des Wahlkampfes zur Kasseler Kommunalwahl. Die Veranstaltung wurde mit einem großen Polizeiaufgebot und Gittern gesichert.
Gesprochen haben verschiedene Vertreter der AfD, so Manfred Mattis (AfD Kassel Stadt), Michael Werl (Neonazi, Burschenschafter und Vorsitzender der JA Hochschulgruppe Kassel) und der Kasseler Spitzenkandidat für die Kommunalwahl Dieter Gratzer, aber auch die überregionalen AfD-Sprecher Albrecht Glaser (AfD Hessen) und Bernd Venjakob (AfD Westfalen-Lippe). Unter den etwa 140 Teilnehmenden der Kundgebung befanden sich auch viele ältere Personen.
Unter ihnen war auch der bekannte NPDler, Marcel Weifenbach, der zuletzt wegen seiner stetigen Teilnahme (oftmals auch in Funktion als Ordner) an den montäglichen Kagida-Kundgebungen aufgefallen ist und darüber hinaus an überregionalen Neonaziveranstaltungen teilnahm. An diesem Samstag übernahm er die Funktion eines Ordners auf der AfD-Veranstaltung. Auch außerhalb der Kundgebung und zeitweise in den Reihen der Gegenkundgebung hielt sich eine Gruppe Neonazis auf, die dem Hooliganspektrum des Kasseler Sportvereins (KSV) zuzuordnen ist. Darunter Martin Müller, der Kontakte ins Blood&Honour Milieu unterhält und der Kasseler Marcel Hewig, bei dem im November letzten Jahres eine Rechtsrockparty stattfand. Letzterer ist 2014 mit einer Kassler Reisegruppe zu den Hogesa Demonstrationen nach Hannover gefahren (wir berichteten).
Das Kasseler Bündnis gegen Rechts hatte im Vorfeld zu einer Gegenkundgebung aufgerufen, diesem Aufruf sind circa 300 Menschen gefolgt. Die Veranstaltung wurde auf der südlichen Seite des Königsplatzes genehmigt, erfreulicherweise setzten sich die Gegendemonstrant*innen jedoch mit dem Start der AfD-Kundgebung in Bewegung, sodass der Protest direkt bis an die Gitter getragen werden konnte. Dadurch gelang es, die rechte Kundgebung weitgehend zu übertönen.
Das nordhessische Provinzblatt HNA hatte im Vorhinein sowohl die Veranstaltung der AfD beworben, als auch ein unkritisches Interview mit dem dem Kasseler Spitzenkandidaten der AfD abgedruckt. Im Bericht über die gestrige Kundgebungen wurden Äußerungen der Sprecher ohne Kommentar veröffentlicht.
Zusammenfassend hat der Tag deutlich gemacht, dass die AfD auch in Kassel ein Mobiliserungspotential bis ins extrem rechte Spektrum aufweisen kann. Die Liaison zwischen Neonazis und konservativem bis rechtem Bürgertum, welche zuletzt zu Beginn von Kagida bzw Pegida Kassel in größerem Maßstab vollzogen werden konnte, hat mit der gestrigen Veranstaltung neuen Aufwind bekommen. Ein entschlossenes Vorgehen gegen die AfD und ihre reaktionären AnhängerInnen wird somit umso wichtiger.