Erdogan droht mit massenhafter Abschiebung von Flüchtlingen

Erstveröffentlicht: 
11.02.2016

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat damit gedroht, syrische Flüchtlinge massenweise in andere Länder zu schicken. Die Flüchtlinge könnten in Länder geschickt werden, aus denen derzeit «gute Ratschläge» zur Öffnung der Grenze wegen der Lage in der syrischen Stadt Aleppo kämen, sagte Erdogan laut der Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag in Ankara. Niemand solle glauben, dass Flugzeuge und Busse umsonst dort eingesetzt seien.

In den vergangenen Tagen hatten die UNO und mehrere Länder die Türkei aufgerufen, die Grenze am Übergang Öncüpinar, rund 60 Kilometer nördlich von Aleppo, zu öffnen und zehntausende syrische Flüchtlinge ins Land zu lassen. Erdogan sagte in seiner Rede vor einem Verband von Jungunternehmern, einige Länder hätten lediglich ein paar hundert Flüchtlinge aufgenommen.

 

Kritik an UNO


Die Türkei dagegen gewährt 2,5 Millionen Syrern Zuflucht. «Tut mir leid, aber wir haben kein Schild mit der Aufschrift 'Dummkopf' auf unserer Stirn», sagte Erdogan. Die Türkei werde sich bis zu einem gewissen Punkt gedulden, dann aber handeln.

 

Erdogan kritisierte die UNO wegen des Appells zur Grenzöffnung und sagte, die Weltorganisation solle diesen Appell auch an andere Länder richten. Anschliessend sollten die Flüchtlinge in diese Länder geschickt werden. Die Kämpfe um Aleppo könnten bis zu 600.000 Menschen in die Flucht treiben.

 

Ausharren an der Grenze


In seiner Rede bestätigte Erdogan, dass er bereits bei einem Treffen mit der EU-Spitze im vergangenen Jahr damit gedroht hatte, Flüchtlinge nach Europa zu schicken. Er habe damals gesagt, dass die Türkei die Flüchtlinge an der Grenze nach Europa aufhalte. Doch eines Tages könne es sein, dass die Türkei «das Tor aufmacht und ihnen gute Reise wünscht», sagte Erdogan.

 

Seit dem Beginn der von russischen Luftangriffen unterstützten Offensive syrischer Regierungstruppen in Aleppo sind zehntausende Menschen an die Grenze zur Türkei geflohen. Dort harren sie seit Tagen in überfüllten Lagern aus, da die Türkei ihnen die Einreise verweigert.