Dresden/Leipzig - Sie ist die neue Chefin der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Sachsen: Cathleen Martin (42). Die Ermittlerin bei der Mordkommission in Leipzig hat sich viel vorgenommen: „Der Beruf des Polizisten muss wieder Spaß machen!“
Nach internen Querelen startet der Vorstand fast komplett neu
aufgestellt. Chefin ist Cathleen Martin, alleinerziehende Mutter zweier
Söhne (7, 14). Die Kriminalhauptmeisterin sieht bei Sachsens Polizei
einiges im Argen.
Vor allem müsse die Zahl der Polizisten
aufgestockt werden. Die von einer Kommission empfohlene Aufstockung auf
550 Polizeianwärter pro Jahr reichten nicht. „Das deckt nur
Altersabgänge und vorzeitige Pensionierung.“
Doch eine bewaffnete Wachpolizei bereite ihr Bauchschmerzen. Deren Kurzausbildung startet in Kürze.
Wichtigstes
Anliegen der Gewerkschafts-Chefin: „Die Polizisten sind dermaßen
frustriert. Der Beruf muss wieder Spaß machen“, sagt sie mit Blick auf
Überstundenberge und Einsätze ohne Ende.
Auch die Technik müsse
dringend erneuert werden. „Es fehlen Computer oder Taschenlampen. Viele
haben sich privat ausgerüstet“, so die Polizistin, die schon im
Streifendienst, beim Objektschutz und als Zivilfahnderin im Einsatz
war.
Mitunter hätten Beamte nur einen Einsatzanzug, so
dass sie sich nicht umziehen könnten, so ihr Vorwurf an Innenminister
Markus Ulbig (51, CDU). „Die Polizei wurde kaputtgespart“, so Cathleen
Martin.
Um ihre Ziele durchzusetzen, will die gebürtige
Leipzigerin mit allen Landtagsfraktionen reden. Zum Antrittsbesuch bei
Ulbig war sie bereits.
Um Gewerkschaftsjob und Polizeialltag
unter einen Hut zu bringen, hat sie ihren Alltag penibel getaktet. „Früh
um fünf lese ich die ersten Mails.“
Die DPolG -
zugehörig zum Beamtenbund - hat in Sachsen 1700 Mitglieder inklusive
Rentner. Die Konkurrenz ist wesentlich stärker: Die Gewerkschaft der
Polizei (GdP), Mitglied im DGB, zählt im Freistaat 7200 Mitglieder.