Pöbler reden um den heißen Brei

Erstveröffentlicht: 
04.12.2015

Zwei Männer sollen Ausländer in einer Bahn beleidigt und dann Kontrolleure angegriffen haben.

Von Alexander Schneider

 

Volkslieder hätten sie gesungen, antwortete einer der Angeklagten auf die Frage, warum sich zwei Fahrgäste aus Tunesien in einer Straßenbahn der Linie 4 angegriffen gefühlt hätten. Welche Art Volkslieder?, wollte Richter Ralf Schamber wissen, „nationalsozialistische“? Das könne er nicht mehr sagen, so der 27-Jährige. „Wir waren betrunken.“ Sein 47-jähriger Mitangeklagter habe jedoch den rechten Arm ausgestreckt. Wie? „Na den Hitlergruß gezeigt.“ Und auch was gerufen? „Sieg Heil.“

 

Seit Donnerstag stehen die beiden Angeklagten wegen Körperverletzung, Beleidigung und Verwendens von Nazi-Symbolen vor dem Amtsgericht Dresden. Im November 2014 sollen sie in der Linie 4 drei Kontrolleure angegriffen haben. Dem gingen angeblich Pöbeleien gegen die Ausländer in der Bahn voraus – Taten, die gar nicht angeklagt waren. Auch den vom 27-Jährigen behaupteten Hitlergruß nicht.

 

Der 47-Jährige bestreitet auch den neuen Vorwurf. Allerdings soll er erst im Februar vor einem Supermarkt den Nazi-Gruß samt „Sieg Heil“-Ruf gezeigt und, als er aus dem Markt flog, zwei Männer geschlagen haben. Der Hitlergruß, so der 47-Jährige, gehöre nicht zu seinem Repertoire. Es könne aber sein, dass er „Arschloch“ gesagt habe. Die drei Kontrolleure berichteten, die Angeklagten hätten laut geschimpft: „Kontrolliert nicht uns, sondern die Scheiß-Kanacken, die haben eh keinen Fahrschein.“ Einen Fahrschein hätten die Angeklagten jedoch nicht gehabt, anders übrigens als die beiden beleidigten Fahrgäste. Der Prozess wird fortgesetzt.