Für den 18. November rufen NEA und AK36 zur Kundgebung und Kranzniederlegung in Gedenken an, in Berlin von Nazis ermordeten Menschen auf. Wir unterstützen diesen Aufruf, der insbesondere an Nguyễn Van Tu und Nguyen Tan Dung erinnern soll. Selbst möchten wir die Gedenkkundgebung nutzen um an Günter Schwannecke zu erinnern.
Günter Schwannecke wurde am 29. August 1992 in Berlin-Charlottenburg von einem Neonazi mit einem Baseballschläger niedergeschlagen und starb am 5. September 1992 an den Folgen. Gemeinsam mit einem Freund wurde er zum Opfer rechter Gewalt, weil er sich einmischte und die rassistische Pöbelei der beiden Nazis, Norman Z. und Hendrik J., gegen zwei Migranten auf einem Spielplatz nicht unwidersprochen hingenommen hatte.
Zu dieser Zeit war Günter Schwannecke wohnungslos und aktiv als Kunstmaler. In den Darstellungen der Polizei, der Staatsanwaltschaft und des Gerichts wurde Günter Schwannecke im Prozess gegen die Nazis jedoch nur noch als trinkender „Stadtstreicher“ dargestellt – ohne Lebensgeschichte und Persönlichkeit. Dies macht die sozialchauvinistische Dimension erkennbar, welche bis heute verhindert, dass Günter Schwannecke von der Bundesregierung als Opfer rechter Gewalt anerkannt wird.
Sozialchauvinismus erfährt einen breiten gesellschaftlichen Konsens: Wer zur Gemeinschaft vermeintlich nichts beiträgt wird stigmatisiert, ausgegrenzt, abgewertet und in mörderischer Kosequenz von Nazis als unwertes Leben betrachtet. Menschen die sich in der Leistungs- und Konkurrenzgesellschaft durchgesetzt und es vermeintlich "geschafft" haben, untermauern ihren Anspruch "Gewinner" zu sein durch die Abwertung anderer Menschen, welche sich für das System als weniger verwertbar zeigen.
Betroffen sind häufig Erwerbslose, Menschen mit geistiger Behinderung und Wohnungslose. Dabei leiden letztere meist unter einer besonderen Gefährung, da sie über keinen sicheren Rückzugs(raum)/ort verfügen. Die Folge: Von 1989 bis 2013 wurden nach Informationen des Bundesarbeitskreis Wohnungslosenhilfe, 199 wohnungslose Menschen von Tätern außerhalb der Wohnungslosenszene getötet.
Das Gedenken an Opfer rechter Gewalt, hat für uns immer einen Bezug zu den heutigen gesellschaftlichen Verhältnissen. Während im rechten Weltbild soziale Ausgrenzung und Sozialchauvinismus zu mörderischer Höchstkonjunktur reifen, sind diese Prozesse bereits in unserer jetzigen kapitalistischen Gesellschaft ein systemimmanenter Bestandteil. Ein ehrliches Gedenken muss folglich im Kampf gegen das Bestehende und seine falsche Überwindung münden.
Kommt am 18. November um 17:30 Uhr zum S-Bhf. Marzahn oder um 17.00 Uhr zum S-Bhf. Ostkreuz, Ausgang Sonntagstrasse (Vortreffpunkt)
Gegen Klassismus und Sozialchauvinismus! Für eine solidarische Gesellschaft!