Die Organisatorin der homophoben Proteste, Hedwig von Beverfoerde, gibt einer angeblichen Stimmungsmache gegen ihre Bewegung die Schuld. Von Norbert Blech
In Magdeburg ist es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zu einem vermutlichen Brandanschlag auf ein Firmengelände gekommen, das der Familie von Beverfoerde gehört und seit einigen Monaten die offizielle Adresse der "Demo für alle" ist. Das gab die Organisatorin der Proteste, Hedwig von Beverfoerde, am Montag bekannt.
Bei dem Brand wurde ein VW-Bus zerstört, der bei den Demos zum Einsatz kam, auch wurden anliegende Gebäude beschädigt. Die Polizei sprach am Montag von ersten Schätzungen der Feuerwehr, wonach der Schaden 80.000 Euro betragen könnte. Die Pressemitteilung der Polizei vermeidet eine Festlegung auf einen Brandanschlag: "Ermittlungen bezüglich der Brandursache dauern derzeit an."
Allerdings hatte es am Sonntag ein Bekennerschreiben auf indymedia gegeben. In ihm heißt es, mit dem Anschlag solle eine "geistige Brandstifterin zur Rechenschaft" gezogen werden, als "Anmelderin und das politische Gesicht der reaktionären und homophoben Massenbewegung, die unter dem Label 'Demo für alle' auftritt". Das Schreiben verweist auch auf den Anschlag auf einen Wagen der AfD-Europaabgeordneten Beatrix von Storch vor einer Woche, aus deren Berliner Büro von Beverfoerde die "Demo für alle" zunächst organisiert hatte. Eine gleiche Täterschaft wird allerdings nicht angedeutet.
Kritik an "geistigen Brandstiftern"
In einer ersten Reaktion zeigte sich Hedwig von Beverfoerde kämpferisch: "Die 'Demo für alle' lässt sich nicht niederbrennen. Unser Einsatz für Ehe und Familie geht unverändert weiter." Zugleich gab sie "geistigen Brandstiftern" die Schuld an der mutmaßlichen Tat: "Es fällt auf, dass auch dieser hinterhältige Anschlag aus dem linksextremen Milieu nur wenige Tage nach der Premiere des Stücks 'Fear' an der Berliner Schaubühne verübt wurde", schrieb sie auf der Facebook-Seite der "Demo für alle".
In dem Stück des schwulen Regisseurs Falk Richter werden homophobe Bewegungen ebenso thematisiert wie unter anderem Pegida. Von Beverfoerde kritisiert, dass in "Fear" Gabriele Kuby, Beatrix von Storch, Birgit Kelle "und ich auf verleumderische Weise als rechtsextreme, Hassreden schwingende Zombies dargestellt und 'künstlerisch' zum Abschuss freigegeben" würden. Das sei "geistige Brandstiftung, die offenbar direkt zu echter Brandstiftung führt".
Während diese Deutung begann, sich auf Seiten wie kath.net und "Junge Freiheit" zu verbreiten, meldete sich auch Birgit Kelle zu Wort und kritisierte, in dem Stück "in einer Art Hexenjagd für vogelfrei erklärt werden". Sie verlinkte dazu einen Blogeintrag ihres Mannes Klaus Kelle unter dem Titel "Die Saat der Hetzer scheint aufzugehen", der die Anschuldigungen noch auf geradezu alle Kritiker der "Demo für alle" ausweitete.
"Immer deutlicher zeigt sich, dass hier die Saat von Internet-Hetzern und ihren Stichwortgebern aufgeht, die inzwischen selbst zutiefst bürgerliche und christlich gesinnte Menschen publizistisch in die Nähe des Rechtsradikalismus rücken und somit zum Abschuss freigeben", schreibt Kelle. "Die Portale der Hassfratzen sind bekannt, auf denen ungezügelte Drohungen und Beleidigungen schon ausgestoßen werden, wenn jemand nur öffentlich für die traditionelle Familie eintritt. Und die Handvoll Leute, die mit sogenannten 'Analysen' und Schmähschriften für den inhaltlichen Unterbau solcher Gewalttäter sorgen, sind auch bekannt. Nur dass kein Justizminister kommt, um solchen Leuten das Handwerk zu legen."
Hetze, Proteste und Gewalt
Von mutmaßlichen Linksextremisten hatte es zuletzt mehrfach Anschläge gegen (auch) homosexuellenfeindliche Personen gegeben. So wurde vor zwei Jahren nach der homophoben "Familienkonferenz" des Magazins "Compact" das Wohnhaus von Thilo Sarrazin mit rosa Farbbeuteln beworfen (queer.de berichtete). Unbekannte setzten vor der letzten "Demo für alle" auch Farbbeutel in Regenbogenfarben gegen das Heilbronner CDU-Parteibüro ein (queer.de berichtete).
Zugleich hatte sich die LGBT-Szene aber immer wieder friedlich gegen die "Demo für alle" und ähnliche Bewegungen zur Wehr gesetzt, etwa erst letzten Montag, als zahlreiche Schwule und Lesben einen öffentlichen Auftritt von Beverfoerde kaperten (queer.de berichtete).
Auf den "Demos für alle" in Stuttgart und Hannover, die auf dem rechten Hetzportal "Politically Incorrect" beworben wurden, war von Rednern immer wieder Stimmung gegen LGBT-Rechte gemacht worden. Die Proteste, die sich ursprünglich nur gegen Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität wandten, hatten sich zuletzt auch gegen einen Aktionsplan gegen Homophobie und eine Ehe-Öffnung für schwule und lesbische Paare gerichtet.