Am 15. November planen die neofaschistischen „Identitären“ einen Aufmarsch in Spielfeld an der österreichisch-slowenischen Grenze. Dieser Aufmarsch reiht sich ein in eine Welle rassistischer Mobilmachungen: Schon am 26. Oktober, dem österreichischen Nationalfeiertag, gelang es einer Gruppe Rechtsextremer eine unangemeldete Versammlung gegen Flüchtende in Spielfeld abzuhalten. Am Samstag den 31. Oktober schaffte es die rechtsextreme Kleinstpartei PDV im Zusammenspiel mit Neonazis, „Identitären“, „besorgten Bürger_innen“ und Hooligans an die 500 Rassist_innen nach Spielfeld zu mobilisieren.
Rechtsextreme versuchen an den ohnehin schon vorhandenen Rassismus in der österreichischen Gesellschaft und an die „Ängste“ von „besorgten Bürger_innen“ anzuknüpfen. Während die FPÖ bislang die autoritären Gebärden der von Abstiegsängsten und rassistischen Untergangsszenarios gebeutelten Österreicher_innen für ihren parlamentarischen Erfolg kanalisieren konnte, scheint sich dieser Rassismus nun auch zunehmend auf der Straße zu artikulieren. Gleichzeitig kündigt auch die Innenministerin Grenzzäune und andere „bauliche Maßnahmen“ zur militarisierten Abwehr vor Flüchtenden an. Die Folgen dieser Migrationspolitik lassen sich an den tausenden Toten an den europäischen Außengrenzen ablesen. Grenzzäune zwingen Flüchtende in lebensbedrohliche und oft auch tödliche Situationen.
Eine emanzipatorische Linke, die es mit der Solidarität mit Refugees ernst meint, muss gegen die aktuellen rassistischen Mobilmachungen, im Bewusstsein darüber zu welchen Verbrechen diese fähig sind, und gegen die Festung Europa in all ihren Formen entschlossen auftreten.
Das bedeutet konkret: Kommt alle am Sonntag, den 15. November nach Spielfeld! Verhindern wir den Naziaufmarsch und setzen ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und nationalstaatliche Ausgrenzung. Darüber hinaus braucht es auch eine breite Bewegung auf der Straße, die nicht nur Abwehrkämpfe gegen den aufkeimenden Rassismus führt, sondern sich mit den Kämpfen der Refugees und ihren Forderungen solidarisiert und die staatliche Migrationspolitik angreift!
english version, Infos, Aufrufe, Anreise etc. auf keinspielfeld.noblogs.org
Hintergrundrecherche von keinspielfeld.noblogs.org/hintergruende
Auf dieser Seite des Blogs soll verdeutlicht werden, dass es sich bei den Aktionen in Spielfeld um rassistische Mobilmachung organisierter Rechtsextremer handelt.
Wie auch in Deutschland, versuchen organisierte Neonazi-Strukturen in Österreich immer häufiger die diffusen Ängste und Ressentiments "besorgter Bürger_innen" als Steigbügel für die eigene menschenverachtende Politik nutzbar zu machen.
Aufschwung und (Re-)Politisierung von Hooligans gehen in Österreich derweil nur schleppend voran, auch wenn eine derartige Tendenz bereits erkennbar ist. Daher verwundert es nicht, dass ein guter Teil des harten Kerns der Organisation von rassistischen Protesten hierzulande dieser Szene entspringt.
Nennenswert sind bei diesem Prozess vor allem die Organisatoren_innen der Pegida Demonstrationen, von denen hier zwei beispielhaft herausgegriffen werden:
Christian Arnoth ist einer der Hauptverantwortlichen bei Pegida. Er unterhält gute Verbindungen zu Martin Sellner ("Identitäre") und lässt keine Gelegenheit aus bei reaktionären Aufmärschen aufzutreten.
- Arnoth scherzt mit Martin Sellner
Markus Freisinger stammt aus der Hooligan-Szene von Rapid Wien. Er hat vor kurzem die Fanseite "Werwölfe Rapid Wien" auf Facebook gegründet. Einen Fanclub-Status dürfte er allerdings nicht bekommen und auch sonst ist er damit im Stadion noch nicht aufgefallen. Freisinger ist gut vernetzt mit sämtlichen Neonazis aus der Szene, wie zum Beispiel Gregor Tschenscher und engagiert sich fleißig bei Pegida.
Über die "Identitären" wurde schon viel geschrieben. Einiges könnt ihr hier und hier nachlesen. Da sie als Gruppe in den letzten Wochen immer wieder bei Aktionen an der Grenze aufgefallen sind und auch für den 15.11. mobilisieren finden wir es dennoch wichtig ihre aktuelle "Personalpolitik" ein wenig zu beleuchten. Nachdem die miserable Lage der Refugees, einhergehend mit einem, von staatlicher Seite, künstlich erzeugten Notstand, Österreich und Mitteleuropa entgültig erreicht haben, treten Rechtsextreme und Initiativen "Besorgter Bürger_innen" immer offensiver auf. Dass die "Identitären", als neofaschistische Gruppierung, genau solche Menschen anzieht und in ihre Strukturen eingliedert, verwundert nicht weiter. Allerdings hat sich ihr Umgang nach Außen hin mit expliziten Neonazis verändert. Zunächst wurden sämtliche Anzeichen neonazistischer Beteiligung an Aktionen der "Identitären" geleugnet oder als linke Provokation abgetan. Nun prägen, vor allem in den ländlichen Ablegern der Gruppe, immer mehr rechte Hooligans und Neonazis offen das Bild der "Identitären".
Beispiele:
Kai
Rolf Müller alias "Rocker Rolf" ist vor einigen Monaten aus Northeim zu
seiner Frau Doro Müller nach Wien-Umgebung gezogen. Er war Mitglied der
designierten NSDAP-Nachfolgerin, der "Freiheitlichen Arbeiter Partei"
(FAP), welche 1995 verboten wurde. Außerdem tritt er regelmäßig als
Neonazi-Liedermacher auf und ist Präsident des Chapters „Süd-Harz“ der
neonazistischen Bruderschaft „Signs of the Hammer“.
Seine lange Geschichte in der organisierten Neonazi-Szene führt er nun hier bei den "Identitären" fort.
Andreas Linhart, ein Hooligan mit guten Kontakten zur organisierten Neonazi-Szene hat ebenfalls seinen Weg zu den "Identitären" gefunden:
Gerald Giesing ist seit einiger Zeit bei den "Identitären" in Wien und Wiener Neustadt aktiv:
Der
Neonazi Andreas „Zwetschke“ Zepke treibt sich ebenfalls seit einiger
Zeit im Umfeld der "Identitären" herum. Zepke ist Anfang der 2000er als
einer der Faschos aufgefallen, welche mit Christian Machowetz vorm EKH
rumgestresst haben. Außerdem war er Teilnehmer am Nazi-Aufmarsch gegen
die Wehrmachtsausstellung im Jahr 2002.
Er war bereits bei 2 Aktionen der "Identitären" dabei. Bei deren kurzlebigen Balkonbesetzung und bei ihrer Demo am 6.6.2015 ist er beim Handschlag mit Thomas Sellner ("Identitäre NÖ") zu sehen:
Die "neurechte Avantgarde" hat sich inhaltlich und formal an die politischen und hegemonialen Bedingungen angepasst, lässt allerdings den Schleier des Heidegger-Lesekreises aus dem Elfenbeinturm fallen und enthüllt unter dem Druck der Straße seinen Kern antiliberaler und völkischer Ideologie.
Zum Abschluss möchten wir noch auf einen Bewohner Spielfelds aufmerksam machen, der am vergangenen Wochenende nicht nur dadurch aufgefallen ist, dass er dem rassistischen Mob hinter seinem Bauzaun und in seinem Beisl Schutz gewährt hat, sondern auch dadurch, dass er aus sicherer Entfernung durch seinen Zaun hindurch eine antifaschistische Spontandemonstration angegriffen hat. Werner Legat wohnt in Spielfeld und führt das Lokal "Las Legas" in der Nähe des Grenzübergangs.