Heute demonstrieten 70 Menschen gegen eine Kundgebung der rechtspopulistischen Partei ProNRW in Bochum.
ProNRW hatte bereits am letzten Wochenende mit einer Kundgebungstour
unter dem Motto “Ja zum Asylrecht, nein zum Asylmissbrauch” gestartet.
Am heutigen Tag standen die Städte Bochum, Bottrop und Gelsenkirchen auf
dem Plan.
Um kurz nach halb elf starte die Antifa-Demo gegenüber des Bochumer Hauptbahnhofs. Der Aufruf der Antifaschistischen Linken Bochum wurde vorgelesen, danach begann man, durch die Huestraße zum Kundgebungsort am Husemannplatz zu laufen. Ein lauter und durch Transparente und Fahnen geschmückter Demonstrationszug war für die PassantInnen wahrzunehmen. Der Flyer “Geistige Brandstifter nicht in Ruhe lassen – Saures für ProNRW!” wurde verteilt. Thematisch behandelte dieser die Strategie der Partei in der Mitte der Gesellschaft Fuß zu fassen, das Erstarken militanter Aktionen von Neonazis und die misslungende Auseinandersetzung mit dem Zuzug Geflüchteter seitens der Medien und Politik.
Die Polizei hat die Demonstration zunächst nur mit wenigen Beamten begleitet. AmHusemannplatz wartete jedoch eine große Anzahl von Beamten in zivil und uniformiert auf den Demonstrationszug.
Angekommen am Husemannplatz formierten sich die AntifaschistInnen gegenüber der selbsternannten Bürgerbewegung. Ein Redebeitrag zum Thema “Antifa supports Refugees” von unseren Freundinnen und Freunden der Autonomen Antifa 170 aus Dortmund wurde vorgetragen und das Bochumer AntifaCafé, welches jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat seine Türen öffnet, stellte sich vor.
ProNRW gab ein “bemitleidenswertes” Bild ab. Legendlich vier Stammtischpatrioten hatten sich versammelten und standen einsam auf dem großflächig abgesperrten Platz. Die Kundgebung wurde durch den Antifaschistischen Protest vom Rest der Innenstadt abgeschirmt. Es wurde ihnen verunmöglicht ihre Hetze an die PassantInnen heranzutragen. Unter den anwesenden Rassisten waren unteranderem Frederick Christopher Freiherr von Mengersen und Hans-Joachim Adler. Adler ist der Vorsitzende des Kreiverbandes Bochum. Mengersen ist der Schriftführer des Landesverbandes NRW.
Da in den letzten Jahren der Widerstand gegen rechte Kundgebung, eher von der links-liberalen Bürgerschaft initiiert wurde, sahen wir die Notwendigkeit dem autonomen antifaschistischen Spektrum einen Anlaufpunkt zu bieten. Um eigene Inhalte auf die Straße zu tragen und als Antifa erkennbar zu sein hatten wir den Demonstrationszug angemeldet. Wir haben uns gefreut, dass sich, trotz der Uhrzeit, viele Menschen der Demo angeschlossen haben.
Desweiteren bleibt die Frage offen, wie man aus antifaschistischer Sicht solche Veranstaltungen und Kundgebungstouren effektiv stören kann.
Vier Rassisten konnten sich letztendlich einer großen Aufmersamkeit
erfreuen. Dementsprechend müsste die antifaschistische Szene in Bochum
und wir als Gruppe uns überlegen, wie man in Zukunft auf solche
Veranstaltungen reagieren kann. Wie kann man z.B. einen kreativen und
effektiveren Protest umsetzen? Was lassen die räumlichen Bedingungen zu
und wie bekommt man es hin ProNRW weniger Aufmerksamkeit zu schenken
ohne sie gänzlich zu ignorieren? Wie kann man den lokalen Kreisverband
schwächen, sodass beim nächsten mal nur noch zwei Ledersandalenträger an
der Kundgebung teilnehmen?
Fight Nazis and Racism!
Antifaschistische Linke Bochum, Oktober 2015