Vor-Ort-Besuch in der ersten Zeltstadt für Flüchtlinge in Leipzig
Leipzig. Manchmal schüttet es in Strömen, aber am weißen Zelt auf dem ehemaligen Flughafen in Leipzig-Mockau prallt alles ab. Es bietet zurzeit knapp 100 neu angekommenen Flüchtlingen ein Dach über den Kopf. Die Landesdirektion lässt die Erstaufnahmeeinrichtung auf Hochtouren fertigstellen. Zwei Zelte stehen schon, bis Dienstag sollen vier provisorische Unterkünfte auf dem Areal 800 Flüchtlingen Platz bieten, sagte Jana Klein, Sprecherin der Landesdirektion, am Montag gegenüber LVZ.de.
Zweifel, dass die Zelte Schnee und kalten Temperaturen nicht Stand halten könnten, hat die Landesdirektion nicht: „Die Winterfestigkeit der Zelte haben die Hersteller sicherzustellen und beim Kauf zugesichert“, weist die Sprecherin Bedenken zurück. Die Zelte würden entsprechend ihrer technischen Beschreibung korrekt aufgebaut und abgenommen. „Zu jedem Zelt gibt es im Außenbereich ein Heizaggregat, das die erhitzte Luft in den Innenbereich bläst“, fügt Klein hinzu. Im Notfall würden neben den ohnehin verteilten Schlafsäcken noch zusätzliche Decken verteilt. „Erfrieren muss im Zelt niemand“, so Klein.
Vorerst gibt es nur Dixi-Klos als Toiletten
Noch werden die Flüchtlinge in Leipzig-Mockau durch mobile Notaggregate mit Wärme und Wasser versorgt. Dies soll aber kein Dauerzustand bleiben, beteuert Mike Hacke, Einsatzleiter des Erstaufnahmelagers in der Messehalle 4, das vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben wird. Ein festes Leitungssystem soll demnächst verlegt werden. Ein Heizungsbau-Profi habe am Montag deshalb Tests durchgeführt. Das Ergebnis wird noch erwartet.
Fünf Container wird der Freistaat für die medizinische Betreuung der Flüchtlinge, Lagerung und die Verwaltung vor Ort in Leipzig-Mockau errichten. „Die Container sind schon da, sie müssen nur noch aufgestellt werden“, sagt Hacke vom DRK. Darin könnten dann neue Kleidungsstücke und noch mehr Schlafsäcke aufbewahrt werden. Auch für Duschen und WCs soll es Container geben, teilt Jana Klein von der Landesbehörde mit. Derzeit müssen die Asylbewerber für ihre Notdurft noch zehn Dixi-Klos außerhalb des Zeltes nutzen. Die sanitäre Infrastruktur solle auf jeden Fall aufgerüstet werden, betont Klein. Bei Zelten könne aber nicht wie zum Beispiel bei leer stehenden Turnhallen auf eine vollständige, sanitäre Infrastruktur zurückgegriffen werden.
Wachschutz wird nach Blockade nicht erhöht
„Hier sind die hygienischen Bedingungen jedenfalls besser als in Dresden“, findet Hacke, der schon in der Landeshauptstadt die Aufnahmeeinrichtung an der Nöthnitzer Straße betreut hat. „In den Zelten herrscht eine gute Zimmertemperatur zwischen 18 und 19 Grad“, so Hacke. „Wenn wir das im Winter so beibehalten, müssen die Flüchtlinge nicht frieren“, fügt der 45-Jährige optimistisch hinzu. Momentan könne in den mittel-robusten Schlafsäcken angenehm übernachtet werden.
Am Wochenende hatten Rechtsextreme versucht, die Zufahrt zum Gelände zu blockieren und damit die Ankunft der Asylbewerber zu verhindern. An den geplanten Wachschutzmaßnahmen wird laut Landesdirektion jedoch nichts geändert. „Eine Erhöhung des Sicherheitspersonals über den normalerweise ohnehin erforderlichen Bestand wird auf Grund von Demonstrationen nicht vorgenommen“, so Sprecherin Klein.
Weiterer Zeltstandort für 1500 Flüchtlinge in Schönefeld-Ost
Der hohe Zustrom von Asylbewerbern ebbt nicht ab. Bis Ende September hat Sachsen 27 500 Flüchtlinge aufgenommen. Im Vorjahr waren es bis zu diesem Zeitraum 3800 Menschen. Derzeit beherbergen Leipzigs Erstaufnahmezentren insgesamt 13 000 Asylbewerber. Daher ist jede neue Einrichtung gefragt.
In dieser Woche beginnen daher auch die Vorbereitungen für den Bau von 30 Leichtbauhallen für insgesamt 1500 Flüchtlinge in Schönefeld-Ost. Direkt neben der Zentrale der Verbundnetz Gas AG (VNG) werden an der Braunstraße 3 bis 5 und 9 demnächst wie in Leipzig-Mockau Bäume mit Baggern aus der Erde gerissen, der Boden begradigt und noch vor Winteranbruch die ersten Zelte aufgestellt. Ende Dezember sollen die Leichtbauhallen dann bezugsfertig sein und die ersten Flüchtlinge können einziehen.
Seit Montag müssen Flüchtlinge aus Leipzig nicht mehr zum Gesundheitscheck nach Chemnitz pendeln. Das Leipziger Klinikum St. Georg bietet diesen ärztlichen Dienst nun ebenfalls an. Laut Innenminister Markus Ulbig (CDU) sollen bis zu 250 Flüchtlinge jeden Tag betreut werden, was die Aufnahmeuntersuchung für die Registrierung sei. Der Krankenhaustrakt, in dem früher die Blutbank untergebracht war, ist von dem restlichen Klinikgebäude getrennt; daher separat erreichbar. Auch das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bietet seit kurzem diesen Gesundheitscheck für Flüchtlinge an.