Wussten die Behörden schon vor der eskalierenden Kölner Hooligan-Demo über die engen Verbindungen zur rechten Szene? Laut einem Medienbericht war ein Informant des Verfassungsschutzes Mitbegründer der Hogesa-Gruppe und lieferte fleißig Informationen.
Rund 5.000 gewaltbereite Hooligans und Rechtsextreme, Straßenschlachten mit der Polizei und rund 50 verletzte Beamte: Die Bilanz der Demo "Hooligans gegen Salafisten" im Oktober 2014 in Köln sorgte für Entsetzen in ganz Deutschland. Vonseiten der Landesregierung und der Polizei hieß es immer wieder, die Gewaltausbrüche seien nicht vorhersehbar gewesen und es handele sich um eine "neue Formation". Rund ein Jahr danach kann diese Version aber immer stärker bezweifelt werden. Die Behörden hätten offenbar sehr wohl Bescheid wissen können.
Wie "Spiegel Online" am Dienstag (13.10.2015) berichtet, war einer der Hogesa-Gründer auch V-Mann des Verfassungsschutzes und informierte die Beamten noch wenige Tage vor der Kölner Demo über die rechten Tendenzen der Bewegung. So soll Roland S. Ende Oktober 2014 ein an einen Hamburger Neonazi gerichtetes Schreiben an die Verfassungsschützer weitergeleitet haben. Darin fordert S., dass "am besten unsere Leute, die national sind", die Bewegung lenken sollten, da die Masse der Hooligans "strohdoof" sei. "Es ist ganz wichtig, dass viele politische Leute dort sind." Der Tag der Kölner Demo könne in die Geschichte eingehen. "Mich wundert die ganze Zeit schon, dass der Staat kein Verbot ausspricht." Laut "Spiegel Online" wusste der Verbindungsmann des V-Mannes über jeden Schritt von S. Bescheid und bekam viele Mails von rechten Gesinnungsgenossen direkt weitergeleitet.
Seit 2009 ein V-Mann des Verfassungsschutzes
Schon im Herbst 2013 soll der V-Mann mit dabei gewesen sein, als sich mehrere Hooligans mit Neonazis trafen, um den Grundstein für die Gruppe "Hooligans gegen Salafisten" zu legen. Spätestens seit 2009 sei S. Mitarbeiter des Verfassungsschutzes gewesen. Kurz nach seinem Tod im September 2015 sei der V-Mann enttarnt worden. Laut Tageszeitung "taz", die zuvor bereits über den Informanten des Verfassungsschutzes berichtet hatte, enthüllte eine Freiburger Antifagruppe die Verbindungen zu den Behörden.
Für welchen Geheimdienst der V-Mann tätig war, lässt sich laut dem Medienbericht nicht zweifelsfrei feststellen. Das baden-württembergische Landesamt für Verfassungsschutz, S. stammt aus dem Süden der Republik, wird damit zitiert, dass man sich nicht zu Einzelpersonen äußere. Das nordrhein-westfälische Innenministerium war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.