Weil am Rhein: Anhaltspunkte für Brandstiftung in Flüchtlingsunterkunft

Erstveröffentlicht: 
10.10.2015

Der Brand in einer Flüchtlingsunterkunft ist der erste Zwischenfall dieser Art im Landkreis Lörrach. Das Feuer brach gegen 21 Uhr nachts aus und könnte absichtlich gelegt worden sein. Die Polizei sucht Zeugen.

 

Von Peter Schenk 

 

Laut der Lörracher Polizei gibt es bei dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft in Weil am Rhein Otterbach von Dienstagabend «Anhaltspunkte, die auf eine Brandstiftung hindeuten». Um 21 Uhr hatte ein Nachbar unter einem Balkon des Hauses, in dem sich zehn Flüchtlinge befanden, Feuer bemerkt.

 

Nachdem er die Feuerwehr benachrichtigt hatte, löschte er den Brand selber mit einem Feuerlöscher. Es wurde niemand verletzt und es gab auch keinen Sachschaden. Die kurz später eintreffende Feuerwehr überprüfte die Brandstelle, musste aber nicht mehr eingreifen. «Es ist der erste Fall dieser Art im Landkreis Lörrach», teilte Mediensprecher Dietmar Ernst mit. Die Polizei sucht Zeugen.

 

Keine grösseren Unterkünfte

 

Der Landkreis ist laut Mediensprecherin Junia Folk bis jetzt von aufsehenerregenden Zwischenfällen mit Flüchtlingen verschont geblieben: «Glücklicherweise hat es in den Asylbewerber- und Flüchtlingsunterkünften des Landkreises bisher keine grösseren Unruhen oder gar Ausschreitungen gegeben, wie es anderenorts in der Bundesrepublik bereits der Fall war.»

 

Dies gelte für die vergangenen Jahre wie auch für die jüngst errichteten Notunterkünfte, die als Provisorien eine besondere Situation und Herausforderung für Bewohner und Betreuer darstellen. «Ein Grund hierfür ist auch laut Einschätzung der Polizei sicher, dass wir hier im Landkreis Lörrach keine grösseren Unterkünfte wie beispielsweise in Freiburg haben.»

 

Vereinzelte Auseinandersetzungen habe es unter den Bewohnern am Standort Efringen-Kirchen gegeben. Sie konnten relativ schnell beigelegt worden. Polizeisprecher Ernst bestätigt, dass die Polizei zu Streitereien gerufen wurde. Gravierende Ereignisse habe es bis auf eine Ausnahme nicht gegeben. In diesem Fall hatte ein Asylbewerber aus dem Raum Stuttgart versucht, seine von ihm getrennt lebende Frau mit Gewalt aus Lörrach zurückzuholen.

 

Laut dem baden-württembergischen Innenministerium, das auf eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion antwortete, gab es in Baden-Württemberg von August 2014 bis August 2015 1870 Polizeieinsätze wegen der Flüchtlingskrise. Für den Landkreis Lörrach konnte Ernst keine genauen Zahlen liefern.

 

Der Landkreis plant derzeit laut einer Medienmitteilung in Schwörstadt, das östlich vom Basel am Hochrhein zwischen Badisch Rheinfelden und Bad Säckingen liegt, eine weitere Gemeinschaftsunterkunft. In einer alten Lagerhalle, die innerhalb von vier Monaten umgebaut wird, sollen ab Februar oder März 2016 100 bis 150 Flüchtlinge unterkommen.

 

Bis Ende Jahr 1100 Plätze

 

Derzeit gibt es sechs derartige reguläre Einrichtungen. Weitere vier Notunterkünfte wurden seit September in Hallen und Zelten eingerichtet. Weitere sind in Planung – unter anderem in Lörrach und Weil am Rhein.

 

Die Zahl der Flüchtlinge hat stark zugenommen. Gab es 2014 im Landkreis noch 593 Flüchtlinge, werden es bis Ende 2015 voraussichtlich 2300 Personen sein. «Ab sofort müssen pro Monat rund 450 Neuzugänge untergebracht werden», so die Medienmitteilung. Bei 50 Abgängen monatlich brauche es bis Ende Jahr zusätzlich 1100 Plätze.