Legida mobilisierte hunderte Anhänger

Erstveröffentlicht: 
29.09.2015

Mehrere Gegendemonstrationen in der Innenstadt / Befürchtete Ausschreitungen blieben aus

 

VON ANDREAS TAPPERT


Leipzig. Etwa 700 Anhänger, darunter mehrere Hooligans, mobilisierte das Bündnis "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida) gestern bei seinem "Abendspaziergang" durch die Innenstadt. Die Veranstalter hatten zuvor mit rund 1000 Teilnehmer gerechnet. Auch die vierte rechte Großdemonstration binnen acht Tagen rief wieder zahlreiche Gegendemonstranten auf den Plan. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe blieben die Auseinandersetzungen aber friedlich.


Die "Spaziergänger" von Legida trafen sich gegen 19 Uhr auf dem Richard-Wagner-Platz. Die Redner schlugen einen zunehmend rassistischen Ton an. Einer sprach Menschen anderer als deutscher Herkunft gar die Fähigkeit zur Intelligenz ab. Heftige Kritik wurde an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung laut. "Merkel und de Maiziere in den Knast" skandierten Kundgebungsteilnehmer. Auf Transparenten forderten sie: "Grenzen schließen". Legida-Sprecher Markus Johnke erklärte, ihm lägen "geheime Dokumente" vor. Diese würden beweisen, dass es keine Kriegsflüchtlinge seien, die derzeit nach Deutschland kämen, sondern allein Wirtschaftsflüchtlinge.


An der Hainspitze und am Naturkundemuseum hatten sich Legida-Gegner postiert, die mit mindestens genauso vielen Anhängern wie das Rechtsbündnis auftraten. MIt Trillerpfeifen, Pfeifkonzerten und Sprechchören wie "Legida verpisst euch - keiner vermisst euch" störten sie die Kundgebung auf dem Richard-Wagner-Platz massiv. Auf dem Kleinen Willy-Brandt-Platz hatten sich 300 Menschen zudem dem satirischen Protest der Partei "Die Partei" angeschlossen.


Die Demonstrationsroute von Legida führte diesmal vom Richard-Wagner-Platz über den Goerdelerring und den Dittrichring zum Martin-Luther-Ring, die Lotterstraße und den oberen Dittrichring wieder zurück zum Richard-Wagner-Platz. Zu Sitzbockaden wie in der Vergangenheit kam es diesmal nicht.


Wegen der angemeldeten Demonstrationen und Kundgebungen kam es zu Beeinträchtigungen des Straßenverkehrs. Betroffen waren vor allem der obere Martin-Luther-Ring, die Lotterstraße, die Markgrafenstraße, der Thomaskirchhof sowie am Abend der westliche Ringbereich zwischen den Kreuzungen Tröndlinring/Goerdelerring und Martin-Luther-Ring/Harkortstraße. Auch auf zahlreichen Straßenbahnlinien gab es Einschränkungen.