Ankunft von Asylsuchenden in Niederau erwartet

Refugees Welcome

In der Gemeinde Niederau wird heute mit der Ankunft der ersten von insgesamt 500 Asylsuchenden gerechnet. Diese sollen nach den Vorstellungen der Landesdirektion „interimsweise“ in einem ehemaligen Supermarkt an der Meißner Straße untergebracht werden. In den letzten Tagen hatte das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) das Gebäude für die Ankunft vorbereitet. Neben einem Wachdienst soll durch das DRK auch für eine soziale und medizinische Betreuung der künftigen Bewohnerinnen und Bewohner gesorgt sein. Am gestrigen Abend hatten sich mehrere Personengruppen in der Umgebung zur geplanten Unterkunft eingefunden und dabei zum Teil versucht, neben dem Sicherheitsdienst auch Presseleute zu provozieren. Kurz darauf flogen Böller und Flaschen, ein Auto wird beschädigt.

 

Bei den nächtlichen Randalen, in denen wiederholt Böller gezündet wurden, sollen nach Darstellung des THW auch Flaschen auf Fahrzeuge des THW geworfen und die Abfahrt behindert worden sein. Während ein Großteil der Menschen dem Treiben nur zugeschaut hatte, hätten nach Polizeiangaben Teile der alkoholisierten Menge an den vor der Unterkunft aufgestellten Bauzäunen gerüttelt und zudem versucht, diese umzuwerfen. Wenig später wird ein Fahrzeug mit aus Leipzig angereisten Menschen von einer Person mit einer Zaunslatte beschädigt. Erst in der Nacht normalisierte sich die Situation wieder. Die Polizei war an diesem Abend mit lediglich acht eingesetzten Beamtinnen und Beamten vor Ort.

 

Am Dienstag hatten auf einer von durch die Alternative für Deutschland (AfD) im Rahmen ihrer „Herbstoffensive“ angemeldeten Kundgebung rund 1.000 Menschen im nur drei Kilometer von Niederau entfernten Weinböhla gegen eine weitere Aufnahme von Asylsuchenden protestiert. Zuvor waren Pläne des Betreibers eines Waldhotels in der Stadt bekannt geworden, 200 nach Deutschland geflüchtete Menschen in den kommenden zehn Jahren aufzunehmen. An den Protesten beteiligten sich neben Lutz Bachmann auch zahlreiche weitere Personen aus dem direkten Umfeld von PEGIDA. Nach Redebeiträgen von AfD- Rechtsaußen Detlev Spangenberg (AfD) und Ingo Friedemann (Ex-PEGIDA) endete die etwa einstündige Kundgebung vor dem Rathaus ohne besondere Vorkommnisse.

 

Im Vorfeld hatte ein Facebookposting und ein anschließendes Radiointerview der CDU-Landtagsabgeordneten Daniela Kuge für Aufregung gesorgt. Angesichts der vierten Asylunterkunft in ihrem Meißener Wahlkreis hatte sie in dieser Woche an die Bevölkerung appelliert, sich „auf ordentliche Art und Weise“ gegen die Eröffnung einer weiteren Erstaufnahmeeinrichtung zu wehren. Ausschreitungen wie jüngst in Heidenau erteilte sie jedoch eine klare Absage. Gleichzeitig kündigte sie an, trotz weiter steigender Zahlen von Asylsuchenden bei zuständigen Stellen im Freistaat für eine „bessere Verteilung“ von Asylsuchenden innerhalb Sachsens zu werben. Kritik für die Aussagen kam von Katja Meier von den Grünen: „Ich hätte mir den Aufstand von Frau Kuge gegen diesen viel zu starken fremdenfeindlichen Hass in ihrem Wahlkreis gewünscht. Stattdessen bedient sie mit ihrem Interview diese Stimmung zum wiederholten Mal.“