Haftstrafe für offenbar führenden Neonazi aus Spremberg

Erstveröffentlicht: 
23.09.2015

Er hatte einen Jugendlichen krankenhausreif geschlagen und getreten, immer wieder Punks verprügelt und sah sich wohl als eine Art Ordnungsmacht in Spremberg: Der Täter wurde nun zu fast zwei Jahren Haft und 2.500 Euro Schadensersatz verurteilt. Er ist offenbar ein wichtiger Kopf der Neonazi-Szene der Stadt.

Das Amtsgericht Cottbus hat einen Mann aus Spremberg am Mittwoch zu einer Haftstrafe von einem Jahr und zehn Monaten sowie zu Schadenersatz in Höhe von 2.500 Euro verurteilt. Ein Grund dafür war, dass er einen Jugendlichen krankenhausreif geprügelt und getreten hat.

Insgesamt gab es sechs Anklagen gegen den Spremberger. Er hat mehrfach Polizisten beleidigt sowie Punks geschlagen und bedroht. Der Angeklagte sehe sich anscheinend als eine Art Ordnungsmacht in der Stadt, sagte der Staatsanwalt während des Verfahrens.

Auffällig war, dass mehrere Zeugen nahezu identische Erinnerungslücken hatten. Der Staatsanwalt und die Richterin vermuten, dass die Zeugen Angst haben auszusagen. Der Verurteilte ist offenbar ein wichtiger Kopf der Spremberger Neonaziszene und gehörte wohl auch dem inzwischen verbotenen Netzwerk "Widerstandsbewegung in Südbrandenburg" an.

 

"Widerstandsbewegung in Südbrandenburg" 2012 verboten

Das Neonazi-Netzwerk war 2012 verboten worden. Die Gruppierung - auch als "Spreelichter" bekannt - war vor allem wegen ihrer gespenstischen Fackelzüge in der Lausitz berüchtigt. Bei der Bestätigung des Verbots 2013 hieß es im Urteil des Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg, die Aktivitäten des Vereins richteten sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung, es sei eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus erkennbar.  

Das Netzwerk agierte laut Brandenburger Innenministerium vor allem in Lübben, Lübbenau, Cottbus und Senftenberg, aber auch im Nachbarland Sachsen. Die "Widerstandsbewegung" war nach 2006 aus einer anderen aufgelösten, rechten Gruppierung entstanden. Experten gingen 2013 davon aus, dass die etwa 30 Mitglieder der "Spreelichter" weiter aktiv sind - auch wenn die Handlungsfähigkeit der Gruppe durch das Verbot eingeschränkt wurde.

Hakenkreuze und antisemitische Parolen in Spremberg

Laut Brandenburger Verfassungsschutzbericht 2012 wird die gewaltbereite Neonazi-Szene in Brandenburg immer größer. Vor allem die Region Spremberg ist von einer Propaganda-Strategie der rechten Szene betroffen.

Wiederholt war das Redaktionsgebäude der "Lausitzer Rundschau" in Spremberg mit rechten Parolen beschmiert worden: Zuletzt vor rund einem Jahr mit Hakenkreuzen und antisemitischen Sprüchen. Das Blatt hatte immer wieder über die Neonazi-Szene in der Region berichtet und wurde dafür 2013 ausgezeichnet.