Ausschreitungen in Leipzig Verletzte Polizisten bei Legida-Demonstration

Erstveröffentlicht: 
15.09.2015

Bei einer Demonstration des islamfeindlichen Bündnisses Legida in Leipzig ist es am Abend zu Ausschreitungen gekommen. Ein Polizeisprecher sagte, vermummte Teilnehmer hätten Flaschen und Feuerwerkskörper auf Polizisten und Streifenwagen geschleudert. Die Beamten hätten Reizgas und Schlagstöcke eingesetzt. In Dresden kündigte Pegida - vor mehr Teilnehmern als in der Vorwoche - die Gründung einer eigenen Partei an. Auch in Chemnitz waren Pegida-Anhänger auf der Straße.

 

In Leipzig ist es am Montagabend zu Ausschreitungen gekommen. Ein Polizeisprecher sagte, vermummte Teilnehmer der Legida-Demonstration hätten die Polizei attackiert. Zwei Beamte wurden dabei verletzt. Die Zahl der Teilnehmer wurde auf 500 geschätzt, die der Gegendemonstranten auf 1.000. Festnahmen gab es nach Polizeiangaben keine. In der Leipziger Innenstadt gab es erhebliche Verkehrsbehinderungen.

 

Bekannte Fußball-Rowdys an Spitze des Legida-Zugs


Nach Angaben der Polizei hatten Gegendemonstranten am Georgiring die vorgesehene Aufzugsstrecke von Legida mit einer Sitzblockade besetzt. Die Zahl dieser Gruppe sei rasch auf bis 400 Personen angewachsen, wobei sich deren Blockade auf beide Richtungsfahrbahnen ausdehnte. Einen Vorschlag der Polizei, daraufhin die Streckenführung des Legida-Zugs zu ändern, lehnte der Versammlungsleiter ab. "Er zog es vor, so weit wie möglich auf der ursprünglichen Route zu laufen", erklärte die Polizei. Mehrere Legida-Teilnehmer, die an der Spitze des Aufzugs liefen, hätten sich anschließend vermummt. "Sie waren augenscheinlich dem Fußballklientel zuzuordnen", so die Polizei. Nachdem aus dem Aufzug heraus Flaschen in Richtung Polizei flogen, stoppte die Polizei den Zug schließlich schon vor der Goethestraße.

 

"Heute bleibt aber – einmal mehr – für alle, die friedlich ihre Grundrechte auf Meinungsund Versammlungsfreiheit wahrnehmen oder sie schützen wollen, eine Mischung aus
Trauer und Nachdenklichkeit zurück."

Polizei Leipzig

 

Nach Randalen Veranstaltung abgesagt


Teilnehmer an der Spitze des Legida-Zugs hätten anschließend weitere Flaschen und Feuerwerkskörper auf Polizeibeamte und Polizeifahrzeuge geschleudert, heißt es in dem Bericht weiter. Außerdem hätten sie mehrere Versuche unternommen, die polizeilichen Sperren frontal zu durchbrechen. Die Polizei setzte schließlich Reizgas und Schlagstöcke ein.

Zu Auseinandersetzungen kam es auch zwischen der Polizei und den Legida-Gegnern. Als die Polizei mit einem Wasserwerfer versuchte, die Barrikaden am Georgiring aus dem Weg zu räumen, seien die Polizeifahrzeuge schließlich mit Schottersteinen und anderen Gegenständen beworfen worden. Mit dem Wasserwerfer wurden die Angreifer schließlich zurückgedrängt. Die Versammlungsbehörde der Stadt Leipzig löste alle Veranstaltungen schließlich auf.

 

Zahlreiche Straftaten registriert


Die Polizei Leipzig zog ein gemischtes Fazit. Zwar seien Zusammenstöße zwischen beiden Lagern verhindert worden. Getrübt werde diese "grundsätzliche gute Nachricht" aber von der aufgeheizten Stimmung und einer Vielzahl gewaltbereiter Personen bei Legida und bei den Gegendemonstranten. Ohne konkrete Zahlen zu nennen, erklärte die Polizei, es werde wegen Landfriedensbruchs, Körperverletzung, Sachbeschädigung und Verstößen nach dem Betäubungsmittel- und Waffengesetz ermittelt.

 

Pegida will eigene Partei gründen


Ohne Zwischenfälle verlief die Pegida-Kundgebung in Dresden. Laut Studentenprojekt "Durchgezählt" gingen knapp 6.000 Pegida-Anhänger auf die Straße. Pegida-Chef Lutz Bachmann kündigte dabei die Gründung einer Partei an. Die Partei wolle sowohl auf kommunaler wie auch auf Landes- und auch Bundesebene antreten.

Die Pegida-Anhänger begrüßten die Wiedereinführung der Grenzkontrollen in Sachsen. Zustimmung erhielt auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer für seine Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Der CSU-Politiker hatte im "Spiegel"-Interview angesichts des nicht abreißenden Flüchtlingsandrangs gesagt: "Ich sehe keine Möglichkeit, den Stöpsel wieder auf die Flasche zu bekommen."

Auch in Chemnitz waren Pegida-Anhänger und Gegner auf der Straße. Sie verlief ebenfalls störungsfrei. Bei Pegida Chemnitz-Erzgebirge wurden rund 400 Teilnehmer gezählt. An der Gegenveranstaltung des Bündnisses "Nazifrei" nahmen etwa 175 Personen teil. Die Polizei hielt die beiden Lager mit rund 160 Polizisten auf Abstand.