Neonazis in Dortmund »auf Streife«

Jetzt auch in Bussen und Bahnen: Neonazis der Partei »Die Rechte« marschieren in Dormund auf (August 2013)
Erstveröffentlicht: 
11.08.2015

»Stadtschutz« der Partei »Die Rechte« patrouilliert im öffentlichen Nahverkehr

 

Dortmunds Neofaschisten versuchen zunehmend, sich als Ordnungshüter aufzuspielen. Die Propaganda der neonazistischen Partei »Die Rechte« erreichte Anfang dieses Monats einen »Höhepunkt«: Ausgestattet mit gelben T-Shirts mit der Aufschrift »Die Rechte – Stadtschutz Dortmund« patrouillierten ihre Anhänger in der U-Bahn der Ruhrgebietsmetropole. Nachdem Neonazis des »Stadtschutzes« bereits »Präsenzaktionen in Stadtteilen durchführten, die von einer erhöhten Kriminalität betroffen sind«, werde »dieses Aktionsfeld auf die Busse und Bahnen in unserem Stadtgebiet ausgeweitet«, schrieben die Rechten auf ihrer Internetseite. Dort wurden auch perfide Bilder veröffentlicht, die die Neonazis unter anderem mit Schwarzafrikanern in der U-Bahn zeigen.

Angaben der Rechten zufolge orientiere sich die Kampagne an den rassistischen »Identitären«, die ähnliche Patrouillen in der Pariser Metro durchführten. Bereits in der Vergangenheit hatte der »Stadtschutz« für Aufsehen gesorgt, worüber erstmalig im August des letzten Jahres berichtet worden war. Infolgedessen hatten die extremen Rechten, deren Anhängerschaft sich in der Vergangenheit selbst des öfteren aufgrund verschiedener Straftaten vor Gericht verantworten musste, behauptet, den »Stadtschutz« ins Leben gerufen zu haben, um »durch Präsenz an besonders von Kriminalität betroffenen Orten das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu erhöhen oder durch soziale Tätigkeiten einen kleinen Beitrag zu einer lebenswerteren Stadt leisten zu können«. Ausdrücklich wolle sich der »Stadtschutz« jedoch »nicht als Hilfspolizei, sondern als bewusste Ergänzung zur kapitulierenden, staatlichen Ordnung, die ihrer Schutzpflicht gegenüber dem Bürger häufig nicht mehr gerecht« werde, verstanden wissen.


Zwar hatte die Dortmunder Polizei den »Stadtschutz« ursprünglich in die Nähe der faschistischen Sturmabteilung (SA) gerückt, das zuständige Amtsgericht teilte diese Auffassung jedoch explizit nicht und lehnte im April dieses Jahres die Eröffnung eines Hauptverfahrens gegen sechs Neonazis wegen unbefugten Tragens von Uniformen ab. Damit scheint die Sache für Polizei, Justiz und etablierte Politik erledigt zu sein. Die Neofaschisten dürften sich die Chance keineswegs entgehen lassen, auch künftig mittels provokanter Aktionen für Aufsehen zu sorgen.


Während man die Nazis gewähren lässt, griffen die Verantwortlichen hingegen ein, als es 2014 in Wuppertal zu Aktivitäten einer sogenannten »Scharia-Polizei« islamistischer Fanatiker kam. Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) stellte damals das Tragen der »Scharia-Polizei«-Westen unter Strafe und gab im September 2014 einen polizeilichen Erlass heraus, in dem die Polizei angewiesen wurde, »gegen solche Möchtegern-Streifen mit allen polizeilichen Mitteln vorzugehen". Eine Antwort auf die Frage, warum derlei bei der »Scharia-Polizei« möglich war, jedoch nicht beim Stadtschutz der Faschisten, blieben die verantwortlichen Behörden bis heute schuldig. Wenn sich in Dortmund – wie es sich abzeichnet – etablieren sollte, dass Neonazis in mehrheitlich von Migranten und Alternativen bewohnten Stadtteilen wie der Nordstadt »auf Streife« gehen, wäre dies eine Kriegserklärung an das friedliche Zusammenleben der Dortmunder Bevölkerung.

 

Markus Bernhardt