Am Montag, den 10. August, demonstrierten in Göttingen etwa 350 Antifaschist_innen und Feminist_innen unter dem Motto „Die rechte Konjunktur lahmlegen. Männerbünde auflösen. Neonazis bekämpfen.“ Anlass waren die An- und Übergriffe von Neonazis und Verbindungsstudenten in den letzten Wochen in Göttingen. In Redebeiträgen wurde die aktuelle rechte Konjunktur in der Bundesrepublik Deutschland kritisiert. Dabei wurden Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte, die verschärfte Asylgesetzgebung, das Auftreten von Pegida und Hogesa sowie die deutsche Krisenrhetorik gegenüber Griechenland thematisiert. Es wurde aufgezeigt, wie sich die Übergriffe durch Göttinger Verbindungsstudenten und Nazis der letzten Wochen darin einordnen lassen.
Lautstark zog die Demo zunächst durch die Weender Straße (Innenstadt) um von dort in Richtung Ostviertel zu laufen. Vor dem linken Wohnprojekt in der Bühlstraße kritisierte ein Redebeitrag die Alltäglichkeit sexistischer Übergriffe von Verbindungsstudenten auf TransFrauen und Lesben. Das Wohnprojekt befindet sich gegenüber der Burschenschaft Germania, von deren Fenster aus zwei Burschenschafter mit Luftdruckgewehren (M16- und Pumpgun-Replikas) auf anwesende Personen in der Bühlstraße gezielt und geschossen hatten.
Am Tag der Demonstration hatten sich etwa acht Verbindungsstudenten und -studentinnen im Wintergarten der Burschenschaft Germania versammelt. Anwesend waren unter anderem Mitglieder der neonazistischen Burschenschaft Hannovera (zuletzt hatten sie den „Junge Freiheit“-Redakteur Billy Six zu einem Vortrag eingeladen), der Turnerschaft Ghibbelinia zu Göttingen, deren Haus am 5. Mai 1933 als Sammelstelle für zu verbrennender Bücher gedient hatte und des im 19. Jahrhundert als Antisemitenverein gegründeten Vereins Deutscher Studenten (VdSt), sowie Mitglieder der Burschenschaft Germania selbst.
Am Haus der Landsmannschaft Verdensia flogen Farbbeutel und Böller gegen die Fassade. Ein Mitglied der Jungen Alternative und Bundesbruder der Verdensia hatte Anfang Juli einen Sprecher der Wohnrauminitiative tätlich angegriffen. Als Reaktion darauf war es in den letzten Wochen immer wieder zu kleineren Verschönerungen am Haus gekommen, die auch zum Teil für frischen Wind sorgten.
Die Bullen hielten sich im Verlauf der Demonstration zurück. Anscheinend fahren sie nach der „Versetzung“ des Scharfmachers Robert Kruse eine neue Linie, die sich in den letzten Monaten in Göttingen schon zu verschiedenen Anlässen beobachten ließ. Kruse war aufgrund des politischen Drucks „gegangen worden“, nicht zuletzt, weil er einen brutalen BFE- und Hundestaffeleinsatz bei einer verhinderten Abschiebung im Jahr 2014 in Göttingen zu verantworten hatte.
Zur Demonstration hatten die Gruppen sub*way – communistisches kollektiv, Offene Linke Alles für Alle (OLAfA), feminist action (f*act) und die (queer-)feministische Gruppe [femko] aufgerufen. Unterstützt wurde die Demonstration unter anderem von den Jusos der Stadt Göttingen, der Grünen Jugend Göttingen und dem Fachschaftsrat Sozialwissenschaften an der Universität Göttingen.
Medienberichte
Artikel im Göttinger Tageblatt
Artikel aud Monsters of Göttingen
Aufruf
Die rechte Konjunktur lahmlegen. Männerbünde auflösen. Neonazis bekämpfen.