Dresden - Sie dürfen eigentlich nicht mit der Presse sprechen. Jetzt packen trotzdem zwei Ärzte aus, die in der Asyl-Zeltstadt an der Bremer Straßen waren. Sie nehmen es in Kauf, dort nicht mehr tätig werden zu dürfen. Aber was sie zu sagen haben, macht betroffen.
„Im Flüchtlingscamp spiele sich eine humanitäre Katastrophe ab“. Die
medizinischen und hygienischen Mindeststandards würden nicht
eingehalten, sagten Gerhard Ehninger und Kai Loewenbrück vom Dresdner
Universitätsklinikum am Donnerstag dem Nachrichtenportal Zeit Online.
„Ich
habe schon als Medizinstudent in Townships in Südafrika gearbeitet:
selbst unter den dortigen Bedingungen wurde mehr dafür getan, den
Menschen zu helfen“, so Kai Loewenbrück.
Ehninger setzt noch
einen drauf: „Bei der Unterbringung wurden nicht einmal die
Mindeststandards der WHO für Flüchtlingscamps eingehalten, an die man
sich normalerweise selbst im Krieg halten müsste.“
Beide Mediziner arbeiten als Freiwillige in der Zeltstadt.
„Im
Ambulanz-Container herrscht eine Temperatur von 35 Grad. Medikamente
können nicht vernünftig gelagert werden, teils stammt das Material aus
im Jahr 2007 abgelaufenen Verbandskästen. Es gibt keine Möglichkeit,
Männer und Frauen getrennt voneinander zu untersuchen.“
Es gebe zu wenige Toiletten, zunächst seien diese sogar ohne fließendes Wasser gewesen.
„So
konnten sich virale Durchfallerkrankungen und die Krätze ausbreiten.“
Loewenbrück sieht sogar das Kindeswohl in Gefahr. „Viele Flüchtlinge
sind erst im Camp krank geworden. Dort spielt sich eine Katastrophe ab,
während ein paar hundert Meter weiter die Leute am Elbufer liegen.“
Die Mediziner übten auch Kritik an den Behörden. „Die Landesdirektion Sachsen versagt - ob aus Unfähigkeit oder Absicht.“
Neben
zwei vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) eingestellten Medizinern hat das
Dresdner Uniklinikum einen Pool aus ehrenamtlichen Helfern gebildet.
In
der Vorwoche waren im Dresdner Zeltlager Fälle der Hauterkrankung
Krätze aufgetreten, Tuberkulose-Verdachtsfälle hatten sich aber nicht
bestätigt.