Zur Feier des Tages der Befreiung vor 70 Jahren fanden in Bamberg vielfältige Aktionen statt. Bereits am Abend des 7. Mai informierten sich viele Interessierte bei einem Vortrag im Balthasar über die Geschichte Bambergs im Nationalsozialismus. Schon am Vormittag des 8. begann an der Unteren Brücke eine mit dem VVN/BdA organisierte, den ganzen Tag andauernde Feier mit Aushängen und Infotisch zur Befreiung. Bei gutem Wetter war die Stadt voll und viele Menschen konnten mit den Infomaterialien erreicht werden.
Ab 17 Uhr sammelte sich dann gegenüber des Bahnhofs die Demo zur Feier der Befreiung vom Nationalsozialismus. Knapp 100 Menschen zogen mit Musik und lautstarken Sprechchören durch die Innenstadt um klar zu machen, dass dieser Tag ein Anlass zur Freude ist und um sich klar gegen geschichtsrevisionistische Tendenzen, Rassismus, Antisemitismus und andere Diskriminierungsformen zu positionieren.
Bis auf ein paar Suffnazis am Bahnhof ließ sich, anders als im letzten Jahr, kein Fascho an der Demo blicken.
In Redebeiträgen wurde unter anderem die Bamberger Gedenkkultur beispielsweise die geschichtsrevisionistische Gedenktafel am alten Rathaus betreffend, kritisiert und das von Behörden und Bürger*innen weitgehend ignorierte Naziproblem in Bamberg aufgezeigt. Dass dies dringend notwendig ist zeigten einmal mehr die späteren Vorfälle. Außerdem wurde auf kommende Demos in Coburg und Hildburghausen hingewiesen.
Nach der Demo fand ein ebenfalls gut besuchtes Konzert statt. Drei Bands unterhielten die Feiernden, danach ging es noch mit Musik aus der Dose weiter. Für das leibliche Wohl war durch eine Vokü gesorgt.
Insgesamt kann gesagt werden, dass der Tag ein Erfolg war.
Leider kam es in der Nacht jedoch noch zu 2 Übergriffen, mutmaßlich beide durch Nazis.
Im Balthasar Mehrzweckraum, dem Vereinsheim des AStA Bamberg e.V., wurde mit einem Gullideckel eine Scheibe eingeschmissen. Bereits im Oktober vergangenen Jahres war das Balthasar Opfer eines Angriffs geworden, bei dem Nazisymbole auf die Rollos gesprüht und die Glastür eingeworfen worden war. Daher und aufgrund des symbolträchtigen Datums ist anzunehmen, dass auch dieser Angriff von Rechts kam.
Weiterhin wurde ein Antifaschist, der nach dem Konzert noch in der Stadt unterwegs war auf der Unteren Brücke unvermittelt mit den Worten“Drecks linke Ratte“ angegriffen. Bei diesem Angriff wurde ihm die Nase gebrochen und mehrere Prellungen zugefügt. Der Täter soll auch einen metallischen Gegenstand verwendet haben, um dem Geschädigten eine leichte Schnittverletzung zuzufügen. Schlimmeres konnte wohl durch das Eingreifen Umstehender verhindert werden.
Diese Vorfälle reihen sich in die Ereignisse des letzten Jahres ein und zeigen einmal mehr, dass die Rechten in Bamberg vor wenig zurückschrecken und eine Gefahr für Andersdenkende und alle, die nicht in ihr Weltbild passen, darstellen.
Es gilt weiterhin wachsam zu sein, sich den Nazis wo möglich in den Weg zu stellen und den Antifaschistischen Selbstschutz zu organisieren!