Kurdischer Student in Leipzig-Reudnitz angeschossen – 20-Jähriger auf Intensivstation

Erstveröffentlicht: 
13.04.2015

Leipzig. Im Leipziger Osten ist in der Nacht zum Sonntag ein junger Mann schwer verletzt aufgefunden worden. Wie die Polizei mitteilte, entdeckten zwei Ersthelfer den bewusstlosen 20-Jährigen gegen 23 Uhr an der Ecke Koehler- und Dresdner Straße im Stadtteil Neustadt-Neuschönefeld und riefen einen Krankenwagen. „Die Frau und der Mann bemerkten beim jungen Mann eine lebensbedrohliche Verletzung am Hals, die durch einen Schuss hervorgerufen wurde“, sagte Polizeisprecherin Maria Braunsdorf gegenüber LVZ-Online.

 

Der 20-Jährige wurde auf die Intensivstation gebracht. Sein Gesundheitszustand sei kritisch aber inzwischen stabil, am Montag sollte er operiert werden. Eine erste Befragung des Opfers durch die Polizei habe fragmentarische Angaben zum Tathergang gebracht, so Braunsdorf weiter. Diese Angaben müssten noch überprüft werden, Näheres wollte die Sprecherin nicht bekannt geben. Am Montagmorgen hieß es aus dem Lagezentrum, das Opfer sei am Samstag nach 22.30 Uhr auf der Dresdner Straße im Stadtteil Reudnitz unweit des dortigen Kauflandmarktes von einer Gruppe Unbekannter bis zur Bewusstlosigkeit attackiert worden.  

20-Jähriger offenbar aus Syrien – Angriff erfolgte auf der Dresdner Straße


Laut der Union kurdischer Studierender in Syrien und Deutschland e.V. (UKSSD) soll es sich bei dem 20-Jährigen um einen kurdischen Studenten aus Syrien handeln, der von den Angreifern ohne Vorwarnung mit einem Schuss aus einer unbekannten Waffe verletzt wurde. „Er befand sich gerade auf dem Heimweg, als er auf der Dresdner Straße angegriffen wurde“, erklärte Vereinsmitglied Marcus Adler am Montag gegenüber LVZ-Online. In einer Mitteilung des Vereins hieß es, der Verletzte sei am Torgauer Platz gefunden worden. Die Polizei stellte dies am Nachmittag in einer Pressemitteilung richtig.

Die etwa drei bis vier Personen hätten ihn auf Deutsch angesprochen, heißt es in der Mitteilung des Vereins. Aus einer Entfernung von zwei Metern habe einer der Männer dann ohne erkennbaren Anlass einen Gegenstand aus seiner Jackentasche gezogen und einen Schuss in Richtung des jungen Kurden abgegeben.

Der junge Mann wurde getroffen und habe anschließend das Bewusstsein verloren. Als er wieder aufwachte, befand er sich allerdings nicht mehr auf der Dresdner Straße sondern auf dem Torgauer Platz. „Jemand hat ihn gefunden und den Krankenwagen gerufen“, sagte auch Adler.  

Kugel blieb im Hals des Opfers stecken – Kundgebung am Dienstag geplant


Im Krankenhaus hätten die Ärzte dann eine Kugel in der rechten Seite seines Halses entdeckt. „Das Geschoss hat die Hauptschlagader zum Glück knapp verfehlt“, sagte Adler. Die Verletzung sei nicht lebensgefährlich, der Eingriff am Montag aber mit Risiken verbunden. Der 20-jährige syrische Staatsbürger will in Leipzig Ingenieurswissenschaften studieren, absolviert dafür derzeit Sprachkurse und lebt seit Januar 2014 in der Messestadt, so Adler.

Die Hintergründe der Tat sind laut Polizei noch völlig unklar. Der kurdische Studentenverein will rassistische Motive bei den Angreifern zumindest nicht ausschließen. „Wir als UKSSD fordern daher die ermittelnden Behörden dazu auf, dieses womögliche Tatmotiv sorgfältig zu prüfen“, hieß es in einer Mitteilung des Vereins am Montag. Um ihrem Freund solidarisch zur Seite zu stehen, plant der Verein am Dienstagabend um 18.30 Uhr auf dem Augustusplatz eine Kundgebung.

Wer Hinweise zur Tat machen kann, sollte sich bei der Kriminalpolizei in der Dimitroffstraße 1 in Leipzig oder telefonisch unter (0341) 96 64 66 66 melden.