Hamburg – An einem Seminar der „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ (SWG) in Hamburg hat auch eine bekannte Holocaust-Leugnerin teilgenommen.
Rund 170 Gäste kamen am Samstag in das „Logenhaus“ im noblen Hamburger Stadtteil Rotherbaum. Unter ihnen war Ursula Haverbeck-Wetzel, eine der bekanntesten Vertreterinnen der „Auschwitz-Lüge“. Doch mit Rechtsextremisten möchte die SWG eigentlich gar nichts zu tun haben. Der Verfassungsschutz beobachtet den Verein, der als Scharnier zwischen Rechtskonservativen und -extremisten gilt, bisher nicht. Allerdings sind den Sicherheitsbehörden Auftritte von Rechtsextremisten bei der SWG bekannt.
Im großen Saal des „Logenhauses“ herrscht am Samstag bereits Stunden vor Beginn des Seminars reger Betrieb. Im Foyer unterhalten sich zwei ältere Damen über eine Bekannte, gegen die die Staatsanwaltschaft wegen Volksverhetzung ermittele. Freilich sei das überzogen, sagen sie, die Behörden sollten sich lieber um wichtigeres kümmern. In dieselbe Kerbe schlägt Manfred Backerra, der jüngst zum SWG-Vorsitzenden gewählt worden war. „Über den Holocaust sprechen wir nicht“, sagte er gegenüber dem NDR, da man über dieses Thema nicht frei reden dürfe.
„Über den Holocaust sprechen wir nicht“
Besonderer Gast war beim „Seminartag“ der stellvertretende AfD-Vorsitzende Alexander Gauland, der auch seiner Fraktion im Landtag von Brandenburg vorsitzt. Während vor dem „Logenhaus“ bei nasstrüben Wetter einige SWG-Anhänger eine Zigarette rauchten, huschte Gauland schnell ins Gebäude. Über die Zukunft Deutschlands und Europas, „angesichts des ganz normalen politischen und gesellschaftlichen Irrsinns“, wollte die rechtskonservative Vereinigung bei ihrem Seminar diskutieren. Auch der ehemalige Kieler CDU-Ratsherr Stephan Ehmke, der die schleswig-holsteinische Regionalgruppe der SWG leitet, war angereist, ebenso wie Beiratsmitglied Hans-Joachim von Leesen.
Neben Gauland sprachen am Samstag der Publizist Manfred Kleine-Hartlage, Autor im rechtsextremen Monatsblatt „Zuerst!“, und Willy Wimmer, Parlamentarischer Staatssekretär a.D. In der Vergangenheit waren bei der SWG immer wieder extrem rechte Referenten wie die Hamburger Anwältin Gisa Pahl oder der Österreicher Walter Marinovic aufgetreten. Im letzten Jahr hatte die SWG – damals noch unter ihrem Vorsitzenden Menno Aden – mit dem rechtsextremen Verleger Gert Sudholt zusammengearbeitet. Zu der Tagung „Zeitgespräche 2014“ hatten sowohl die rechtsextreme Zeitschrift „Deutsche Geschichte“ als auch der rechte Hamburger Verein geladen. Die Veranstaltung fiel wegen mangelnden Interesses aus.