Leipzig. Gut zwei Monate nach dem ersten Aufmarsch von „Leipzig gegen
die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) in der Messestadt stagniert
die Zahl der Anhänger. Am
siebten „Abendspaziergang“ vergangenen Montag
haben etwa 800 Menschen teilgenommen – in etwa so viele, wie auch in
den Wochen zuvor. Zuwächse verzeichnet die Bewegung allwöchentlich
allerdings noch in der Zahl der gezeigten Flaggen. Neben einigen
inhaltlichen Transparenten präsentieren die Legida-Sympathisanten vor
allem Nationalfahnen und historische Banner als politische Standpunkte.
LVZ-Online gibt einen Überblick über das Gezeigte und den Hintergrund
der Symbole.
Ein Meer aus Schwarz-Rot-Gold
Ein Großteil der Fahnenträger zeigt das offizielle schwarz-rot-goldene Banner der Bundesrepublik Deutschland,
schließlich geht es bei Legida und ihren Schwesterbewegungen doch
vorrangig um den Schutz des Landes gegen eine angeblich drohende
Islamisierung und um die Wahrung "deutscher Werte" gegenüber Einflüssen
aus dem Ausland. Die Ursprünge dieser Trikolore als Symbol für
Knechtschaft (schwarz), Blut (rot) und Freiheit (gold) gehen auf die
Zeit der Napoleonischen Befreiungskriege zurück. Republikanische
Burschenschaften griffen die Farbkombination später auf, machten sie zum
Banner der deutschen Nationalbewegung. Bei der Gründung der ersten
deutschen Nationalversammlung 1848 in Frankfurt/Main wurde
Schwarz-Rot-Gold zur offiziellen Bundesfahne, ebenso ab 1918 in der
Weimarer Republik und ab 1949 in der Bundesrepublik.
Flaggen anderer Nationalstaaten
Neben
dem bundesdeutschen sind auf Legida-Kundgebungen auch Banner
verschiedener anderer Staaten zu sehen. Vor allem bei den ersten
Aufmärschen zeigten Anhänger die weiß-rot-blaue Flagge der russischen Förderation,
wurden Teile der Legida-Reden sogar auf Russisch gehalten – mit der
Forderung, die Beziehungen nach Moskau (wieder) zu intensiveren. Zudem
kann das Zeigen dieser Fahne mit den üblichen panslawischen Farben auch
als Ausdruck eines Anti-Amerikanismus verstanden werden, der bei der
Legida-Schwester Pegada ("Patriotischen Europäer gegen die
Amerikanisierung des Abendlandes") sogar Grundkonsens ist.
In den vergangenen Wochen wurden auch die Fahnen der Schweiz und
der Niederlanden häufig bei Legida gesehen. Die angedachten
Beschränkungen im Schweizer Zuwanderungsgesetz werden im
Legida-Positionspapier als erstrebenswert angesehen, insofern ist das
verkürzte, weiße Christuskreuz auf rotem Grund auch ein Meinungsabbild.
Die niederländische, rot-weiß-blaue Flagge könnte eine
Sympathie-Bekundung für die dortige Schwester-Initiative
„Pegida-Nederland“ sein, die bisher allerdings nur in sozialen
Netzwerken existiert.
Historische Symbole: Wirmer-Flagge und Templerfahne
Am vergangen Montag war im Legida-Tross erstmals auch eine sogenannte Templerfahne zu sehen – mit rotem Templer-Kreuz auf schwarz-weißen Grund. Diese Symbolfahne geht auf den gleichnamigen christlichen Rittenorden zurück, der ab dem zwölften Jahrhundert maßgeblich an den Kreuzzügen gegen Muslime im "Heiligen Land" beteiligt war. Zwei Jahrhunderte später fiel der Orden allerdings der päpstlichen Inquisition zum Opfer, existiert heute nur noch in Historieren-Vereinen.
Seit Jahren bedienen sich auch Rechtsextreme verstärkt der Templer-Ideologie und –Symbolik. So erklärte beispielsweise der norwegische Terrorist Anders Behring Breivik vor seinen Anschlägen am 22. Juli 2011 in Oslo, er sei Mitglied im modernen Templerorden und kämpfe als Ein-Mann-Terrorzelle gegen den Islam. Laut Breivik gebe es europaweit noch 88 weitere Templer-Terrorzellen. Seither nutzen u.a. die Anhänger des Rechtsextremisten und 77-fachen Mörders die Templerfahne als Erkennungszeichen.