8. März 1933: Als in Dresden die Bücher brannten

Erstveröffentlicht: 
08.03.2015

In Dresden ist am Sonntag der Bücherverbrennung vor 82 Jahren gedacht worden. Unter dem Titel "Lasst uns das Erinnern nicht vergessen" hatte die SPD ins Kabarett Breschke & Schuch am Wettiner Platz eingeladen. Genau an jenem Ort hatten die Nationalsozialisten am 8. März 1933 unter Polizeischutz ihnen verhasste Literatur öffentlich verbrannt. Vorangegangen war die Erstürmung der Volksbuchhandlung und des Verlagshauses der sozialdemokratischen Dresdner Volkszeitung durch Polizei und SA. Bereits am 7. März loderten in der Großen Meißner Straße die Flammen. Es war die erste Aktion dieser Art in Deutschland.

 

Patzelt: Vielfalt bewahren

 

Die Matinee im Kabarett Breschke & Schuch schlug die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Die langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete  Marlies Volkmer fragte im Hinblick auf die montäglichen Pegida-Demonstrationen in der Stadt: "Warum ist es in Dresden möglich, Massen gegen Andersdenkende zu mobilisieren?" Der Politikwissenschaftler Werner Patzelt von der TU Dresden mahnte dazu, eine pluralistische Gesellschaft zu bewahren. Viele Intellektuelle hätten die Bücherverbrennung 1933 zunächst für richtig befunden. Angesichts dessen müsse man das eigene Tun immer wieder in Frage stellen. Friedrich-Wilhelm Junge, Schauspieler und Gründer des Theaters "Dresdner Brettl", zitierte Dietrich Bonhoeffer mit dem Satz: "Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen."

 

Über 100 Bücherverbrennungen bis zum Herbst 1933


Bei der Bücherverbrennung im März 1933 in Dresden blieb es bekanntermaßen nicht. Bis zum Herbst jenes Jahres brannten im Kontext der studentischen Aktion "Wider den undeutschen Geist" rund 100 Mal Bücherstapel in mehr als 70 deutschen Städten. Zur sogenannten "verbrennungswürdigen" Literatur gehörten Werke von Karl Marx, Heinrich Heine, Sigmund Freud, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Bertolt Brecht, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky und Alfred Kerr. Der 10. Mai 1933 war der geplante Höhepunkt der Aktion. Allein in Berlin landeten auf dem Opernplatz gegenüber der Universität rund 20.000 Bücher im Feuer. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels hetzte in seiner Rede gegen jüdische Intellektuelle. Unter den tausenden Zeugen war in jener Nacht auch der geschmähte Dresdner Schriftsteller Erich Kästner, der zusah wie seine Bücher Raub der Flammen wurden.