Torgauer Straße wird saniert / Stadt setzt weiter auf dezentrale Wohnungen Von Mathias Orbeck
Es wird zwar mindestens anderthalb Jahre dauern - der Ausbau des
Asylbewerberheimes in der Torgauer Straße kann aber zumindest starten.
Nach einer emotionalen und kontroversen Debatte hat der Stadtrat am
späten Mittwochabend mehrheitlich 5,78 Millionen Euro bewilligt, um die
marode Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge auf Vordermann zu
bringen.
Die besteht aus zwei Häusern und einem Mehrzweckgebäude, in denen
etappenweise bauliche und hygienische Mängel beseitigt werden. Dort
leben etwa 390 Menschen, nach dem Ausbau sollen es bis zu 500 sein.
Eigentlich sollte die Unterkunft nach Inbetriebnahme dezentraler
Unterkünfte geschlossen werden - das ist aufgrund des
Flüchtlingszustroms aus den Krisengebieten nun aber vom Tisch. Leipzig
erwarte 2015, so sagte Sozialbürgermeister Thomas Fabian (SPD), bis zu
2600 Asylbewerber. "Das sind doppelt so viele wie 2014 und zehnmal so
viele wie im Jahr 2011." Mit dem Baubeschluss werde das Konzept der
dezentralen Unterbringung aber nicht in Frage gestellt, betonte er.
Das sieht ein Teil der Linken um Juliane Nagel anders: "Da werden
Menschen am Stadtrand weggeschlossen und von der Stadtgesellschaft
isoliert", sagte sie und forderte Alternativen, etwa eine Verhandlung
über rund 3000 leerstehende Wohnungen bei den Genossenschaften.
Fraktionskollegin Margitta Hollick plädiert hingegen für rasches
Handeln: "Ich will nicht, dass Flüchtlinge in Containern, Bauwagen, in
Zelten, Turn- oder Gewerbehallen wie in Meißen oder Schneeberg
untergebracht werden." Die Grünen wollten, dass die Unterkunft Torgauer
Straße maximal bis 2018 offen bleibt, konnten sich aber nicht
durchsetzen.
Die CDU nannte die Vorstellungen einiger Linker "realitätsfern". Michael
Weickert (CDU) plädierte dafür, alle Möglichkeiten zu nutzen, die
Leipzig zur Beherbergung der Asylbewerber habe. Die SPD hält am Prinzip
der dezentralen Unterbringung fest. "Angesichts der weltpolitischen Lage
fehlt mir die Fantasie, wie das alles kurzfristig umgesetzt werden
kann", so Christopher Zenker (SPD). Ziel sei aber, dass die Flüchtlinge
nach sechs Monaten in kleinere Wohnungen umziehen.