Die Leipziger Staatsanwaltschaft bekommt demnächst Post von Sebastian Krumbiegel (48). Der Prinzen-Sänger will sich selbst anzeigen. Hintergrund sind die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar (Grüne) und die Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke). Beiden wird vorgeworfen, während einer Pressekonferenz zur Verhinderung der Legida-Demo am 21. Januar aufgefordert zu haben. Das Aktionsbündnis "Leipzig nimmt Platz" solidarisierte sich mit den Politikerinnen und rief die mehr als 2000 Unterzeichner der "Leipziger Erklärung" vom Januar zur Selbstanzeige auf. Inhalt der Erklärung sind Aktionen zum friedlichen Widerstand gegen Legida.
Was wollen Sie mit der Selbstanzeige erreichen?
Ich will darauf aufmerksam machen, dass ich mich eine bisschen schäme
für den Umgang der sächsischen Justiz mit Demonstrationen gegen Nazis.
Gerade in Bezug auf die Blockade solcher Demos. Ich halte das eher für
ein Bürgerrecht, da zivilen Ungehorsam zu leisten. Ich finde es ganz
traurig, was zurzeit aus Sachsen für Signale gesandt werden. Deswegen
möchte ich einfach sagen: Leute, lasst euch da nicht mundtot machen.
Welche Auswirkungen haben die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft auf die Demos gegen Legida?
Protest wird definitiv schwieriger gemacht und da wird von der
sächsischen Justiz in die falsche Richtung geschossen. Schon damals beim
Prozess gegen den Jenaer Jugendpfarrer Lothar König und die
Repressalien gegen "Dresden Nazifrei". Es geht hier um friedliches
Demonstrieren und das möchte ich sehr gern unterstützen. Zum Vorgehen
der Staatsanwaltschaft gerade in Sachsen: Ich glaube, dass das eine
lange gewachsene sächsische Geschichte ist, die irgendwie auch mit
Obrigkeitshörigkeit zu tun hat.
Haben Sie Bedenken, dass sie durch die Anzeige in größere Schwierigkeiten kommen könnten?
Das steht an zweiter Stelle. Es ist natürlich ein Schritt, den ich mir
genau überlege. Aber ich mache mir keine großen Sorgen. Ich denke, dass
das zu einer Art von Anständigkeit gehört, die ich gerne durchziehen
möchte. Interview: Lucas Grothe