Entmystifizierung von Hitlers Hetzschrift

Erstveröffentlicht: 
21.02.2015

"Mein Kampf" soll 2016 kommentiert erscheinen. Das Institut für Zeitgeschichte will seine kommentierte Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" voraussichtlich Anfang Januar 2016 veröffentlichen. Ende 2015, gut 70 Jahre nach Hitlers Tod, laufen die Urheberrechte aus, die der Freistaat Bayern als Rechtsnachfolger des nationalsozialistischen Franz-Eher-Verlages innehat. Bis zu 2000 Seiten lang soll die zweibändige Ausgabe sein, wie der stellvertretende Institutsdirektor Magnus Brechtken sagte. 780 Seiten stammen aus dem 27 Kapitel umfassenden Original von Adolf Hitlers Hetzschrift, den Rest machen bis zu 5000 wissenschaftliche Kommentare sowie Einleitung und Register aus.

 

Im Jahr 2012 hatte der Freistaat Bayern angekündigt, die kommentierte Ausgabe mit 500 000 Euro zu fördern - bis Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) völlig überraschend erklärte, das Projekt nicht mehr finanziell zu unterstützen. Seehofers Begründung: "Ich kann nicht einen NPD-Verbotsantrag stellen in Karlsruhe und anschließend geben wir sogar noch unser Staatswappen her für die Verbreitung von "Mein Kampf" - das geht schlecht." Brechtken betont: "Unsere Arbeit ist davon unabhängig, wir sind ein wissenschaftliches Forschungsinstitut."


Im Sommer 2014 hatten die Justizminister der Bundesländer entschieden, die unkommentierte Verbreitung von "Mein Kampf" solle auch nach dem Auslaufen der Urheberschutzfrist in Deutschland verboten bleiben. Wie es mit kommentierten Ausgaben aussieht, das sagten die Justizminister nicht explizit. Wenn eine wissenschaftlich kommentierte Ausgabe sich klar von dem Inhalt abgrenze, sei eine nicht-strafbare Veröffentlichung unter Umständen möglich, so eine Sprecherin des bayerischen Justizministeriums. "Wir wollen Hitler umzingeln", hatte IfZ-Chef Andreas Wirsching im vergangenen Jahr gesagt. "Was wir herausbringen, ist eine Anti-Hitler-Schrift." Ein Verbot sei nicht mehr als Symbolpolitik, sagte er. "Und Symbolpolitik am falschen Ort, weil sie nur der Mystifizierung dieses Buches dient."