Opfergedenken, Neonazi-Demo und Proteste

Erstveröffentlicht: 
10.02.2015

13. Februar: Dresdner Polizei bereitet Großeinsatz vor

Von Jürgen Kochinke


Dresden. Noch laboriert Dresden an den Folgen der nahezu wöchentlichen Pegida-Demos und deren Ableger, da kommt mit dem 13. Februar der nächste heikle Termin auf Sachsens Landeshauptstadt zu. Dann jährt sich die Dresdner Bombennacht zum 70. Mal, und nicht nur Stadtbürgertum und offizielle Politik rufen zu Gedenkveranstaltungen auf. Wie üblich an der Elbe planen auch wieder Neonazis, ihre Truppen in Dresden aufmarschieren zu lassen. Und selbstverständlich will die Antifa dieser braunen Mischung aus NPD-Anhängern und freien Kameradschaften Paroli bieten - nach Pegida & Co. erneut eine Belastungsprobe für die Sicherheitskräfte der Stadt.


Die offizielle Gedenkveranstaltung unter dem Motto "Mit Mut, Respekt und Toleranz - Dresden bekennt Farbe" findet am Freitag in der Frauenkirche statt, erwartet wird hoher Besuch. So wird Bundespräsident Joachim Gauck nicht nur eine Rede halten, sondern sich anschließend auch in die Menschenkette neben Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU), dessen Stellvertreter Martin Dulig (SPD) und Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) einreihen. Parallel dazu ruft das "Bündnis Dresden Nazifrei" zum Mahngang "Täterspuren" auf, mit dem ein Kontrapunkt zur eigenartig verquasten Dresdner Erinnerungskultur gesetzt werden soll.


Womöglich Ziel für Rechtsextreme


Politisch aufgeladen ist der 13. Februar, weil der Gedenktag seit Jahren von Neonazis missbraucht wird. Dresden gilt in der Szene als eine Art Kultstätte. Da die Bürgergesellschaft an der Elbe im Gegensatz zu Leipzig nur schwach ausgebildet ist und dem braunen Treiben jahrelang nur zugeguckt hat, konnte der 13. Februar zum Kristallisationspunkt für die rechtsextreme Szene deutschlandweit werden. Zeitweise gelang es den Organisatoren, 6000 Neonazi nach Dresden zu holen. Mittlerweile aber hat sich die Großwetterlage rund um den Gedenktag geändert. Das liegt zum einen an Orosz, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern den Bürgerprotest organisiert. Zum anderen haben Gegenproteste und Blockaden die ganz großen Aufzüge in den vergangenen Jahren verhindert.


Nicht zuletzt deshalb hat der 13. Februar an Attraktivität für die Neonazis verloren. Im Jahr 2014 zogen gerade mal 500 Rechtsextreme durch die Stadt, und Pegida läuft ihnen derzeit sowieso den Rang ab. So dürfte sich diesmal der Neonazi-Aufmarsch auf Vorjahresniveau bewegen. Dennoch bereiten sich die Sicherheitskräfte auf einen Großeinsatz vor. Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll geht von bis zu 3000 Beamten aus.


Die Neonazi-Szene selbst hält sich derzeit noch bedeckt, wann und wo sie zum Aufmarsch bläst. Da die Antifa in der gesamten zweiten Wochenhälfte "in Bereitschaft" bleiben will, gilt es in Dresden als wahrscheinlich, dass die Rechtsextremisten auf einen Tag in der kommenden Woche ausweichen - entweder auf Montag zusammen mit Pegida oder eben auf den Dienstag danach.