Leipzigs Ruf in Gefahr: Reaktionen der Weltpresse auf die Legida-Aufmärsche

Erstveröffentlicht: 
16.01.2015

Leipzig. Die Demonstrationen von „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) werden auch in der internationalen Presse wahrgenommen – und das weitgehend negativ. Leitmedien wie der Londoner „Guardian“, „Al Jazeera“ in Katar oder die "New York Times" zeigen ein Bild von Intoleranz und wachsender Islamophobie in Sachsen, das nur zum Teil durch die starke Präsenz der Gegendemonstranten abgeschwächt wird. 

 

Obwohl die internationale Berichterstattung sich seit Wochen hauptsächlich auf die Dresdner Pegida-Proteste fokussiert, findet inzwischen auch Leipziger Ausgliederung immer stärker weltweite Beachtung. In den meisten Beiträgen werden die Ereignisse in der der Messestadt dabei aber nicht von den anderen Städten mit Anti-Islam-Demos unterschieden, sondern vielmehr werden Parallelen zur ursprünglich Dresdner Bewegung gezogen.  

Anti-Islam-Phänomen in Schlagzeilen, Gegen-Bewegung minimalisiert  

Die „New York Times“, in der zuvor viel Positives über die Entwicklung Leipzigs berichtet wurde, berichtet zunächst von der Anti-Islam-Front in Dresden, vom ‚Tal der Ahnungslosen’ in Sachsen angesichts der „kommunistischen Vergangenheit.“ Leipzig wird erwähnt, aber nicht differenziert. http://nyti.ms/1zfHDsH   

Im britischen „Guardian“ ist vor allem vom ursprünglichen Verbot von Mohammed-Karikaturen bei der Leipziger Legida-Demo die Rede. Am Montag berichtete die Zeitung dann über die Aufhebung des Verbots von Oberbürgermeister Burkhard Jung als Zeichen der Meinungsfreiheit in der Messestadt. „Die Legida-Organisatoren haben versucht, das Verbot zu ihrem eigenem Zwecken zu benutzen“, wird Marcel Nowicki von der Gegenbewegung NoLegida zitiert. Die Tatsache, dass die Islam-Gegner letzlich den Gegendemonstranten in Leipzig deutlichst unterlegen waren, wird am Ende des Textes kurz erwähnt. http://alj.am/1AS4v2I   

Der Staatskanal „Russia Today“ stellt eine andere Perspektive dar: In mehreren Online-Artikeln beschreiben sie die zunehmende Unterstützung für Pegida in „immer mehr europäischen Ländern“, darunter in der Schweiz, Österreich und Niederländen. Eine Darstellung der Gegendemonstrationen, so wie in Leipzig, bleibt dagegen minimal. In einer Zeile wird das Phänomen zum Beispiel zusammengefasst: „In den meisten Städten ist die Zahl der Anti-Pegida-Protester wie gemeldet größer als die der Pegida-Unterstützer“. Genaue Zahlen werden allerdings nicht genannt. http://on.rt.com/ulajt7     

Image-Schaden für Leipzig befürchtet  

Ein Artikel der „Al Jazeera America“ berichtet über die steigende Sorge, dass eine Assoziation mit der Pegida-Bewegung in Dresden negative Auswirkungen auf das Image von Leipzig haben könnte. Im Text wird Gesine Grande zitiert, Rektorin der HTWK in Leipzig: „Man sieht in Dresden, wie schnell der Ruf einer Stadt beschmutzt werden kann.“ Trotzdem gäbe es wichtige Unterschiede zwischen den zwei sächsischen Großstädten, die möglicherweise entscheidend werden, schildert der Autor und bietet Beispiele zur langjährigen Messe- und Protesttradition in Leipzig. Dabei hoffen viele Einwohner, dass die Stadt ihr „weltoffenes“ Image nicht verlieren wird. http://alj.am/1AS4v2I   

Ein Kommentar im türkischen „Daily Sabah“ ist nicht annähernd so optimistisch angesichts der Bewegung gegen Islam und „Multikulti“ in Leipzig und anderswo. Klar und deutlich wird hier vor einem „Aufstieg des Faschismus“ in Deutschland gewarnt. http://sabahdai.ly/TTfBgy   

Ähnlich wird in einem Reuters-Bericht prognostiziert, dass die Proteste in Dresden schnell den Ruf des ganzen Bundeslandes verletzten könnten. Die Anti-Islam-Proteste seien „extrem gefährlich für Deutschland“ – ein Land, das Jahrzehnte damit verbrachte, sein Image als offenes, tolerantes Land nach dem Zweiten Weltkrieg wiederherzustellen.