Aufruf der Fachschaft Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zur Demonstration am 14.11.2009

Radikaler Protest

Am 14. November findet in Freiburg eine unangemeldete Demonstration unter dem Motto „Mit autonomen Zentren antifaschistisch in die Zukunft“ statt. Diese unterstützen wir als Fachschaft Soziologie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, da wir uns ausdrücklich nicht nur auf hochschulrelevante Themen beschränken wollen, sondern gerade bei diesen aktuell brisanten Themen Initiative ergreifen. Aus diesem Grund möchten wir auch Andere motivieren, die Demonstration zu unterstützen.

 

Eine Stadt braucht selbstverwaltete Freiräume, die sich als Schutzräume vor gesellschaftlichen Problemen wie Rassismus, Sexismus und Faschismus verstehen. Diese Schutzräume können nur dadurch existieren, dass gewisse Prinzipien, wie beispielsweise Antifaschismus, Antirassismus, und Antisexismus, auf einer gemeinschaftlichen, organisierten Basis vertreten werden. Auf Grundlage dieser Prinzipien, die einen respektvollen Umgang miteinander bestimmen, ist es erst möglich, dass sich individuelle Identitäten entwickeln, die die Verwirklichung alternativer Ideale und Lebensweisen anstreben. Vor diesem Hintergrund bieten selbstverwaltete Freiräume vor allem auch eine Plattform für den gemeinschaftlichen Austausch von kritischen Gedanken und Idealen, für subkulturelle Lebenskonzepte und für vielfältige kulturelle Angebote. Schließlich entstehen in solchen selbstverwalteten Freiräumen, wie zum Beispiel dem Autonomen Zentrum KTS oder bei den Schattenparkern, auch die notwendigen Aktionspotenziale, durch die diese Prinzipien und kritischen Gedanken erst in die Gesellschaft eingebracht werden können.

Im Hinblick auf die jüngsten Geschehnisse in und um Freiburg spielen diese Aktionspotenziale gerade bei der Bekämpfung des Faschismus eine bedeutende Rolle. Die Messerattacke auf links-alternative DemonstrantInnen während einer Demonstration gegen die Räumung der „Freien Antonia“1, der Brandanschlag auf die KTS2 und der Bombenbastler aus Weil am Rhein3 lassen auf eine zunehmende Radikalisierung der Neonaziszene schließen. Diese Tendenzen – auch im sonst als nazifrei gepriesenen Freiburg – müssen schnellstmöglich gestoppt und der Naziszene unbedingt Einhalt geboten werden.

Rechtsextremismus stellt eine erhebliche Gefahr für alle freiheitsliebenden Menschen dar! Daher sollte es jede und jeder als ihre und seine Pflicht verstehen, sich solchen Tendenzen entschieden entgegen zu stellen!

 

Ganz besonders geschieht dies auch immer wieder durch die unabhängige politische Arbeit innerhalb der selbstverwalteten Freiräume. Hier wird eine massive Öffentlichkeitsarbeit gegen Rechts geleistet, um die Gesellschaft vor dem Irrtum zu bewahren, es gäbe so gut wie keine Menschen mehr, die rechtsextremistische und somit menschenverachtende Ideale verfolgen. Diesem antifaschistischen Engagement ist zu verdanken, dass Rechtsextremismus nicht einfach heruntergespielt werden kann und dass die Gefahr, die immer noch von ihm ausgeht, nicht vergessen wird. Würden die selbstverwalteten Freiräume wegfallen, so fiele auch ein Großteil des Aktionsspielraums für diese politische Arbeit weg!

Jedoch werden die beschriebenen Freiräume in letzter Zeit immer wieder durch das repressive Vorgehen der Polizei beschnitten. So wurden Ermittlungsverfahren gegen die Vorstände des Trägervereins der KTS und die Schattenparker eingeleitet, die Homepages der KTS und der Autonomen Antifa zensiert, und es wird völlig unverhältnismäßig gegen Demonstrierende vorgegangen, die ihre Stimme für eben diese Freiräume erheben. Es kann und darf nicht weiter hingenommen werden, dass die so dringend benötigten Freiräume staatlicher Repression ausgesetzt sind.

Aus all diesen Gründen erfordert es unser aller Handeln, um die Freiräume zu erhalten und zu unterstützen! Geht auf die Straße und demonstriert mit uns für autonome Zentren und für eine antifaschistische Zukunft!

 

 

1 Online Publikation abrufbar unter:

http://www.badische-zeitung.de/messerangriff-aus-der-rechten-szene [05.11.09]

2 Online Publikation abrufbar unter:

http://www.badische-zeitung.de/feuer-an-der-kts-ein-anschlag-x1x [05.11.09]