Veranstaltung zu Asylbewerberheim in Dresden wird von Rechten übernommern

Erstveröffentlicht: 
22.11.2014

Dresden. Eine vom Heimatverein Niedersedlitz ins Leben gerufene Info-Veranstaltung zu einem geplanten Asylbewerberheim lief am Samstagvormittag aus dem Ruder. Die Veranstalter um den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Krusch ließen sich die Veranstaltung von NPD-Stadtrat Hartmut Krien und anderen rechtsgerichteten Rednern aus der Hand nehmen.

 

Die Infoveranstaltung, die zunächst friedlich mit Redebeiträgen von Krusch und FDP-Stadtrat Jens Genschmer begann, verselbständigte sich nach dem Redebeitrag des NPD-Mitglieds. Dieser diffamierte in seiner Rede die politischen Flüchtlinge als faule, kriminelle Verbrecher. Dafür gab es einige Beifallsbekundungen.

Andere Redner, die im Folgenden zu schlichten versuchten, wurden ausgebuht und konnten ihre Beiträge teilweise nicht beenden. „Wir müssen versuchen, eine Lösungen zu finden, mit der die Flüchtlinge und wir Anwohner leben können. Wie sollen sich die Asylbewerber integrieren können, wenn sie von den Bürgern abgelehnt werden? Eine Alternative mit der alle Seiten leben können, muss her“, versuchte ein Anwohner zu schlichten.

„Es ist schlimm, wie sich manche Menschen von dem Populismus der NPD bei dieser Thematik vereinnahmen lassen. Hier hilft es nur, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und nach Lösungen zu suchen“, so Jens Hoffsommer, Grünen-Sprecher für Migrationspolitik im Stadtrat. Die Sorgen der Bürger müsse man ernst nehmen, aber die Hasstiraden der NDP seien völlig fehl am Platz, so der Politiker weiter.

Eingeladen hatte der Heimatverein, um über die Pläne der Stadtverwaltung zu informieren und Kritik an der Wahl des geplanten Standortes für ein Asylbewerberheim an der Heidenauer Straße 49 zu konkretisieren. An der Heidenauer Straße soll eine sogenannte Clearingstelle entstehen, von der aus die Asylbewerber an andere Heime verteil werden. „Wir finden den von Sozialbürgermeister vorgeschlagenen Standort hier völlig ungeeignet“, so Wolfgang Krusch. Mit 165 Plätzen sei die Einrichtung auch „viel zu groß geplant“. Der Heimatverein hätte der Stadtverwaltung Alternativvorschläge gemacht, doch die Verwaltung hätte sich bisher nicht dazu geäußert.

„Ich finde es schade, wie wenig die Stadtverwaltung die Menschen informiert hat. Wir als Ortsbeiräte müssen nun die Scherben aufsammeln, die die Verwaltung hier hinterlassen hat“, beklagt Grünen-Ortsbeirätin Julia Günther.

Die Initiatorin wie auch FDP-Stadtrat Jens Genschmer kritisieren vor allem die Umgebung und die Gegebenheiten des geplanten Standortes an der Heidenauer Straße. Der Weg zu der nächsten Haltestelle des ÖPNV und zur nächsten Einkaufsmöglichkeit sei viel zu weit, die Nähe zum Umspannwerk außerdem gefährlich. Der Liberale Genschmer übte in seinem Redebeitrag Kritik an Sozialbürgermeister Martin Seidel. „Es war schon lange abzusehen, dass sich die Zahlen der Asylbewerber, die nach Dresden kommen, verdoppeln werden. Überrascht kann davon niemand sein. Leider gibt die Verwaltung weder den Bürgern noch den Stadträten die Möglichkeiten, Einfluss auf die Wahl der Standort zu nehmen.“

Die Verteilung der Heime über das Stadtgebiet sei ungerecht. „Warum sind gleich sechs Standorte im Dresdner Südosten geplant, während es für Striesen oder den Weißen Hirsch keine Pläne gibt“, fragte Genschmer. Die Kritik an der Auswahl kann Grünen-Stadtrat Hoffsommer nicht ganz nachvollziehen. „Die Verwaltung hat die Standorte sicher sorgfältig geprüft und es ist derzeit schwer, überhaupt geeignete Objekte zu finden“, so Hoffsommer. Wichtig sei neben der äußeren Umgebung außerdem ein ernsthafter Dialog zwischen Verwaltung und Bürgern und die richtige Begleitung eines Asylbewerberheimes.