Antifa-Kundgebung am Freitag vor Berliner Neonazi-Versand geplant. Nazis mobilisieren zu Gegenkundgebung.
Am kommenden Freitag ist eine Antifa-Kundgebung gegen den Naziversand von Hendrik Möbus („Satansmörder von Sondershausen“) und Christian Schöndorfer in Berlin-Plänterwald geplant. Beide sind führende Köpfe eines Berliner Netzwerks von Black-Metal Nazis (sog. NSBM – National Socialist Black-Metal). Eine Broschüre hat diese Zusammenhänge vor einigen Wochen aufgedeckt.
Seitdem kam es zu verschiedenen Aktionen gegen Protagonisten dieses Kreises. Hintergrund der Kundgebung am Freitag ist der anstehende Jahrestag der NSU-Selbstenttarnung. Im Aufruf heißt es: „Der dritte Jahrestag ist für uns Anlass, auf einen Neonazi aufmerksam zu machen, der aus demselben Thüringer Dunstkreis entstammt, damals in den selben Kreisen aktiv war und bis heute in der Szene – mittlerweile in Berlin – wichtige Funktionen übernimmt: Hendrik Möbus.“ Auch im örtlichen Bezirksparlament kam das Thema in der letzten Sitzung auf die Tagesordnung. Der eng mit Möbus und Schöndorfer befreundete NPD-Landesvorsitzende Sebastian Schmidtke schäumte vor Wut und brabbelte etwas von „linksextremen Straftaten“.
Auf den zunehmenden Druck von antifaschistischer Seite reagieren Möbus und Schöndorfer bisher relativ hilflos. Am Dienstag präsentierte Schöndorfer ein „NSBM gegen Antifa“-Shirt das demnächst im „Merchant of Death“-Versand, gegen den sich die Antifa-Kundgebung richtet, vertrieben werden soll.
Seit Mittwoch existiert nun eine von Christian Schöndorfer erstellte Facebook-Seite, die zu einer Kundgebung gegen die Antifa-Aktion am Freitag mobilisiert. Unter dem Namen „Gegen linksextreme Gewalt in Plänterwald“ wird in einem wirren Aufruf beklagt: „Die so genannte "Antifa" - in diesem Fall, das Antifaschistische Bündnis Süd-Ost Berlin (ABSO) - will darüber bestimmen, wer in Plänterwald wohnen und arbeiten darf“ und wolle den „Machtanspruch der "Antifa" auch in dieser Nachbarschaft geltend“ machen. Unterstützt wird die Seite von Hendrik Möbus, der Berliner RNF-Vorsitzenden Maria Fank, dem NSBM-Nazi Dennis Weber und der rassistischen „Bürgerinitiative Treptow-Köpenick“, mit der Nazis wie in anderen Bezirken versuchen anonym gegen Asylunterkünfte zu hetzen.
Ob Möbus und Schöndorfer selbst zugegen sein werden, wird sich zeigen, da die beiden zusammen am Tag darauf ein Konzert („Hot Shower Fest pt. 3 1/3 “) in Trezzano sul Naviglio bei Mailand mit mehreren NSBM-Bands mitorganisieren. Schon zuvor veranstalteten die beiden mit italienischen Hammerskins und dem Sänger der NS Black-Metal Band „Frangar“ in der Region Konzerte.
Die Reaktion auf die Antifa-Kundgebung beweist einmal mehr die enge Verwobenheit von Möbus und Schöndorfer mit der militanten Berliner Neonaziszene, die sie schon zuvor logistisch unterstützt haben und von der sie sich jetzt scheinbar Unterstützung erhoffen. Es zeigt aber auch, wie richtig eine Kundgebung gegen den Versand an diesem Ort ist, wo sie jahrelang ungestört ihre menschenverachtende Nazipropaganda vertreiben konnten.
Die Nazis mobilisieren zu 17 Uhr nach Plänterwald zur Kreuzung Köpenicker Landstraße/Dammweg. Unweit davon findet ebenfalls um 17 Uhr die Antifa-Kundgebung vor Möbus Versandhandel statt (Köpenicker Landstraße zwischen Dammweg und Eichbuschallee). Da unklar ist, ob und wie die Nazis da positioniert werden, kommt zahlreich und am besten in Gruppen.