“Gott ist unser Streben, der Prophet unser Führer, der Koran unsere Verfassung, der Djihad unser Weg und für Gott zu sterben unser höchstes Ziel” – diese Parolen fassen das Programm der 1928 gegründeten Muslimbruderschaft zusammen. Als 2011 der “arabische Frühling” auch Ägypten erreichte und die Absetzung des Diktators Mubarak erzwang verfügte die ägyptische Muslimbruderschaft über mehr als 500.000 Mitglieder und war somit die stärkste politische Gruppierung im Land.
Im Juni 2012 wurde ihr Kandidat Mohammed Mursi zum neuen ägyptischen Präsidenten gewählt. Genau ein Jahr später gingen mehrere Millionen Ägypterinnen und Ägypter auf die Straße, um die Absetzung Mursis zu erzwingen.
Das ägyptische Militär, das Mursi verhaften ließ, ging gleichzeitig mit massiver Gewalt gegen die Muslimbrüder vor: Mehr als 1000 Mitglieder dieser Organisation kamen bei dem Machtkampf von Sommer 2012 ums Leben; mehr als 100 Polizisten wurden getötet. Inzwischen hat die neue Führung Ägyptens die Muslimbruderschaft zu einer terroristischen Organisation erklärt und verboten.
Sind damit Perspektiven für eine säkulare Wendung in Ägypten eröffnet? Oder hat endgültig die Konterrevolution über den arabischen Frühling gesiegt? Welche Perspektiven zeichnen sich derzeit für Ägypten, dem Kernland der arabischen Welt, ab? Und was wird aus der Muslimbruderschaft – der immer noch wichtigsten islamistischen Organisation der Welt?
Dr. Matthias Küntzel ist Politikwissenschaftler und Historiker und lebt in Hamburg. Er ist assoziiertes Mitglied des Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA) der Hebräischen Universität Jerusalem. Seit 2001 recherchiert und publiziert Küntzel hauptsächlich über Antisemitismus, Antisemitismus im Islam, Islamismus, Islamismus und Nationalsozialismus, Iran sowie die deutsche und europäische Nahost- und Iranpolitik. Sein publizistisches Werk umfasst zahlreiche Monographien und Aufsätze, darunter Der Weg in den Krieg – Deutschland, die NATO und das Kosovo (Berlin, 2000) und Djihad und Judenhass (Freiburg, 2002). Küntzels aktuelles Buch Deutschland, Iran und die Bombe. Eine Entgegnung – auch auf Günter Grass erschien 2012 im LIT-Verlag. Für sein Engagement gegen den Antisemitismus wurde er 2011 mit dem Paul Ehrlich – Günther Schwerin Menschenrechtspreis der amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) ausgezeichnet.
Webseite des Referenten mit zahlreichen Artikel: www.matthiaskuentzel.de
Samstag, 17. Mai 2014 18.00 Uhr
Galerie im Filmhaus, Mainzer Str. 8, Saarbrücken
Eine Veranstaltung in Kooperation mit CriThink! e.V. - Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns und der Heinrich-Böll-Stiftung Saar.